94 / Herz&Haut / Lyrik / Anne Köhler: Gedichte

1.
Das Grün steigt.
Bald erreicht es die Wipfel.
Wir erblinden
Beinahe vor Glück .
Noch am Mittag
Liegt hellgrüner Frühnebel
Über dem Land.

Die Welt ist ein Fisch
Und wir stellen
Auf kiemenatmung um.
Der Schöpfer zählt uns
Drei Tage in die Hand.

Die Worte
Kehren zurück
Zum Anfang.
Waren anders gemeint
Damals.

2.
Im Park

Ganz hinten im Himmel
Wo Gott wohnen sollte
Rumoren
Tornado und Co.
Schwingt
Die Allianz der Willigen
Um die Achse des Bösen.

Perpetuum mobile.
Wer Ohren hat der höre.

Die Menschen
Sind so klein geworden
glaube ich
Ein bißchen wie taube Nüsse.
Wenn man weg guckt
rasten sie ein.
Womöglich.

Fluglärm in der Ferne. Vordergründig ist alles in Ordnung.
Statisten sorgen
für Normalität.
Jemand
ereifert sich über Entendreck.
Vielleicht bin ich unsichtbar.

3.
Immer noch
bliebe da deine Stimme
Flüsterte
Liebste

Leuchtete dein Herz
mir entgegen
unter dem getüpfelten
Schatten der Bäume.
Hüpfte auf und nieder
vor Freude.
Alles
deutete auf mich hin.

Einen Sommertag währte
Die Jahreszeit der Liebe.
Ihre Farben waren
Grün Gold und Blau .

Im Fluge
vergeht die Zeit
Vergeht köstlich.

Immer noch
tröstet mich das geborgene Wort.

 

Anna Köhler
1947 in Bielefeld geboren. Arbeitete als Buchhändlerin und Sozialarbeiterin und hat seit Anfang der 80ger Jahre Gedichte/Texte veröffentlicht. (Lyrik Band bei Helen Brinkhaus, Beiträge u. a. in Anthologien bei Jürgen Schweier, Kirchheim, Teck und Bertelsmann, im Kulturteil von Zeitschriften, und auch immer wieder vertreten bei Lesungen.)