94 / Herz&Haut / Lyrik / Hermann Niklas: Gedichte

1
Tage der Farne schneiden Schnittmuster ins Licht / du faltest
die Zeit dahinter / faule Finger trainieren das Scheitern
/ in eine Nacht aus dunklen Strahlen die aus dunklen
Sonnen fallen schwimmst du / damit ein Morgen kommt
der unter Farnen wächst:
Ich habe Hunger / wie eine Vogel.

2
Dein Satz hängt wie ein Stück abgeschürfter Haut von
deinem Ellbogen von meinem Herz / das immer noch in
steinernem Kokon gehüllt dich fallen sieht verwundert wir
beide / keine Flügel nicht mal Federn in der Luft / nur dein
Jammern und mein Schock aus Krampf bestehen unsere
Körper vertrauen sich.

3
Wie es sein kann nicht hungrig zu sein / du trägst deine
Handtasche mit Anmut / ihre Haltegriffe wie Schläuche für
Nase und Magen / in Form halbtransparenter Flüssigkeit
schicken sie sich Botschaften / du sagst mir nichts davon,
vielleicht kennst du die Antworten nicht / aber die Fragen
weißt du und sagst mir ich könne gehen / du lächelst die
rechte Hand winkt .

4
Du kümmerst dich, als ob ich Hilfe bräuchte, als wüsste ich
nicht, dass ich Hilfe bräuchte.

 

Hermann Niklas
1976 in Marbach an der kleinen Erlauf/NÖ geboren, Studien der Geschichte und der Sozialpädagogik, lebt als Schriftsteller und Politischer Bildner mit seiner Familie in Wien. Sprecher für verschiedene Ensembles für Improvisationsmusik, gemeinsam mit Maria Seisenbacher bildet er das literarische Projektteam WORTWERFT Stipendien zuletzt: Artist in Residence Casa Litterarum Paliano/ Italien, Österreichische Gesellschaft für Literatur, 2022