Eva Riebler: Narr, Der Kastanienbaum, Der Mostbirnbaum, Schneewittchen

 

Eva Riebler


Narr
Dort verdorrt ein Narr am Horizont.
Einer ist er unter vielen.
Was schaut er übers Wasser.
wo es doch nichts und niemanden
zu retten gibt?
Der mit der ausgestülpten Seele,
ist der Narr.
Ob sie einst als Faustpfand gilt?
Die Vögel wie die Menschen
ziehen und picken ihn.
Wenn er jammert,
ist er selber schuld.
Hat er doch etwas hergezeigt,
was andere erfolgreich
verstecken und verdrecken.


Der Kastanienbaum
Die Kastanienknospen
öffnen ihre Kapseln.
Klebrige, pelzige Finger
greifen in die Höhe.
Es könnte dort ja besser sein
als in der braunen Schale.
Vor Emissionen
schützt kein Pelz.

Vor Menschen
auch keine
harte Schale.


Der Mostbirnbaum
Der Birnbaum hat viele
gelbe Früchtchen
prall und gallig
hart und kernig
bitter die Haut.
Erst wenn der
Traktor drüber rollt
duftet das herbe Fleisch
schamlos im Matsch.


Schneewittchen
Das Mädchen zieht am Apfelzweig.
Schnell kullert eine Frucht.
Und die soll ich essen?
Wer sagt mir,
dass ich gerettet werde
wie Schneewittchen?

 

Eva Riebler
Geb. 1952 in Steyr OÖ, maturierte in Linz und studierte Germanistik, Geografie in Salzburg, 1979 -2013 an der HAK Tages- und Abendschule St.Pölten lehrend. 2003-13 jährliches Kunstprojekt HAK-ART mit Jugendlichen und Künstlern in St. Pölten und seit 2003 HG. der Zeitschrift „etcetera, Literatur und so weiter“ und Leitung von Schreibwerkstätten. Herausgabe zweier Lyrikbände. Mitglied des österr. Schriftstellerverbandes sowie u.a. des P.E.N. International. Aktzeichnerin seit 1977. Werke vorwiegend in Acryl auf Leinwand. Grafikerin und Bildende Künstlerin in Holz, Stein, Ton und Metall.