Heil-Froh / Etcetera 88 / Lyrik / Helmut Blepp: Schlaftunkenes Fest u.a.

Schlaftrunkenes Fest

Öffne den Roten aus Beaune
der sich leicht ölig um die Zunge legt
die Schlawinzer vom Hospital
haben da Altweibersonne eingefangen
sie zur Öchsleherde reifen lassen
die gemächlich zum Magen trabt
und untenrum so wohlig wärmt

Leg dich einfach auf den Bauch
aus den Grübchen über deinem Arsch
will ich ein paar Schlückchen nehmen
bevor ich dein Rückgrat entlang streune
und sachte mein Gesicht berge
im warmen Nest deines Haars
während du leise schnarchst

Verlangen

Nach einer Wassermelone dürsten
wenn die Hitze schwirrt
das ist doch noch Keuschheit

Ihren süßen Saft
am Kinn herunterlaufen lassen
das ist doch noch Unschuld

Aber auch mit kühler Zunge
den Schweiß atmen
von deiner Haut

Aber auch gemeinsam beißen
in rotes Fruchtfleisch
Kerne spucken und lachen
übereinander her

Ein scharfes Gericht

Zarter Schenkel
von allen Seiten
gleichmäßig gebräunt

Blonde Härchen flimmern
an der Innenseite

Bei jeder Bewegung
spielende Muskeln
unter der Haut

Eingerieben mit Ingwer
garniert mit Limettenscheiben
und Wasabi

Zergeht auf der Zunge
umschmeichelt den Gaumen
verbrennt mittendrin

Hommage an Hölderlin
(aus koffeinhaltiger Sicht)

Der Geist von Fritz
ist ein feiner
ein Feingeist sozusagen
vergleichbar einem Kaffeesieb
im Schatten
von Schillers Teeei

 

Helmut Blepp
Geb. 1959 in Mannheim, dort Studium der Germanistik und der Politischen Wissenschaften, selbständig als Trainer und Berater für arbeitsrechtliche Fragen. Veröffentlichung mehrerer Gedichtbände; zahlreiche Beiträge in Zeitschriften und Anthologien.