Jazz

Marianne Mendt Jazzfestival. Rez.: Franz Reichel

Franz Reichel
Wonderful Jazz!

 

MM Jazzfestival
Marianne Mendt

Festspielhaus St. Pölten, Großer Saal
06.10.2012, 19 Uhr
Künstlerische Leitung, Präsentation, Moderation und Gesang: Marianne Mendt
Musik, Chor: SchüerInnen und LehrerInnen der Joe Zawinul Musikschule,
MM Big Band (Thomas Huber Leitung)
Gesang: Rounder Girls
Chor: Gumpoldskirchner Spatzen.

Der Gala-Abend des diesjährigen, 8. Marianne Mendt Jazz Festivals stand im Zeichen von Joe Zawinul, dessen Todestag sich am 11. September zum 5. Mal jährte. Anlässlich seines 80. Geburtstages war dieses Festival ein "Tribute to Joe Zawinul". Der erste Teil des umfangreichen Programms wurde von der MM Big Band unter der Leitung von Thomas Huber, den Rounder Girls, diesmal zu zweit (Lynn Kieran war leider erkrankt) und Marianne Mendt, die auch die Veranstaltung moderierte, bestritten.

Ein Überblick über das musikalische Schaffen dieses weltbekannten Jazzmusikers, auf den Österreich wahrlich stolz sein darf, wurde durch Geschichten und Anekdoten ergänzt, die von Marianne Mendt und dem Biographen Gunter Baumann erzählt wurden. Seine ehemalige Managerin und einer seiner Söhne wohnten dem Tribute to Joe bei. Musikalisches Highlight der ersten Konzerthälfte waren die allbekannten Ohrwürmer "Birdland" und "Mercy, Mercy, Mercy". Mit letzterem Song, seinem ersten großen Hit, begründete Joe Zawinul 1966 seine Karriere im Cannonball Adderley Quintett, 1977 konnte er mit dem Welthit Birdland und der Band Weather Report sein Talent erneut unter Beweis stellen. Die Rounder Girls gaben diesen beiden Songs ihre tollen Stimmen und Marianne Mendt ergänzte mit ihrer wienerischen Fassung von "Mercy Mercy" "I kann net lang mit dir bös' sein" das geglückte Arrangement dieses Evergreens.

Im zweiten Teil des Abends faszinierten die Musikpädagogen und Schüler der Joe Zawinul Musikschule Gumpoldskirchen mit ihrer Arbeit "Our Tribute To Joe Zawinul", die auch auf CD erhältlich ist. Der Gitarrist Conrad Schrenk war für die Arrangements verantwortlich, die den jungen Studierenden aller Altersklassen diese komplexe Musik zugänglich machte. Der berühmte Kinderchor der "Gumpoldskirchner Spatzen" unter der Leitung von Prof. E. Ziegler unterstützte das instrumental bunt zusammengestellte Orchester mit Gesang. Der Leiter der Schule Andreas Tieber (Bass) und seine Profimusiker dürfen sich über ein gelungenes musikalischen Projekt freuen, das hoffentlich zur Nachahmung anregt. Hervorzuheben ist auch die 16-jährige Sängerin Lena, die mit ihrer Stimme beeindruckte und ein 10-jähriger Trompeter, der von einer 15-jährigen jungen Dame gekonnt am Klavier begleitet wurde. Ein Song gefühlvoll interpretiert von Wolfgang Berry sowie das Solo-Duett zwischen Percussionisten und Schlagzeuger konnten das Publikum begeistern.

Kleines Ärgernis: Am Beginn der Veranstaltung - Marianne Mendt begann eben mit der Moderation - erschallte eine laute Stimme mit der Bemerkung "Es ist zu laut!", dies mehrmals, bis sich die Moderatorin ablenken lieߟ und versprach ihr Möglichstes zu tun. Die Aufforderung stammte von einer Dame, die schon beim ersten Auftakt der MM Big Band hörte, dass die Balance der Instrumente und die Gesamtlautstärke den leider nur halb besetzten Saal zudröhnten. Daran änderte sich leider während der Performance nichts und einige interessante Soli wurden so - durch der für viele Zawinul Kompositionen typischen Background Soundmachine hauptsächlich aus Bass, Drums und Percussions bestehend und dem deutlich zu lauten Bläsersatz - für das Publikum kaum wahrnehmbar. Das sollte auch die Technik bei Aufzeichnungen berücksichtigen, Jazz braucht normalerweise nicht die Verstärkung wie Rock Bands und ein Festspielhaus ist kein Open Air Festival.

Trotz allem ein sehr mitreiߟender, dynamischer, von hoher musikalischer Qualität und Engagement geprägter Abend, bei dem nicht nur Zawinul Fans auf ihrer Kosten kamen. Schade, dass so wenige Besucher diesen Termin wahrgenommen haben, vermutlich ist die Veranstaltungsdichte dieses Wochenendes - Lange Nacht der Museen etc. -  ein Grund dafür. Gratulation an die Veranstalterin Marianne Mendt.

Weitere Veranstaltungen des MM Jazzfestivals in dieser Woche:

Donnerstag 11.10., 19 Uhr im Cinema Paradiso, Rathausplatz 14, 3100 St. Pölten:
August Zirner & das Spardosen-Terzett

Samstag 13.10., 20 Uhr im Musikcafé Egon, Fuhrmannsgasse 15, 3100 St. Pölten:
Flip Philipp & Organ Transport - Christian Havel (guit), Renato Chicco (h-org), Christian Salfellner (perc)

Marianne Mendt Jazzfestival. Rez.: Franz Reichel

Jazz im Hof. Rez.: Eva Riebler

Eva Riebler
JAZZ zuerst

Jazz im Hof 2012
Barockgarten, Stadtmuseum St. Pölten
16. bis 19.08.2012, 19.30 Uhr

Thomas Savy Trio
16.08.12, 19.30 Uhr
Vom originalen Trio, von dem die CD-Aufnahme aus den USA stammt, ist leider nur Thomas Savy mit seiner Bassklarinette gekommen. Am Kontrabass stellen sich Simon Dajou und an den Drums Fabrice Moreau vor. Vor allem in der Produktion "E and L"€œ (eine Hommage an den Big Apple) ist der NY Black-Jazz hervorragend mit dem Französischen verflochten. Im Sinne des Mythischen ergeben sich Bilder von Vorgängen am gelben Wasser beim Stück "Stein"€œ nach der Pause und schwebende Bilder von metaphorischer Freiheit beim Stück "Having fun, freedom changes"œ.

Auf Grund des hervorragenden Thomas Savy eine expressionistische musikalische Erfahrung, die am nächsten Abend mit Michel Portals und Bojan´s Interpretationen eine Steigerung des auߟerordentlich symbolträchtigen Jazz erfährt.

Michel Portal und Bojan Z
17.08.12, 19.30 Uhr
Michel Portal aus Frankreich an Bassklarinette und Akkordeon/Bojan Z aus Kroatien am Klavier zeugen von auߟergewöhnlicher Virtuosität, enormer ߜbereinstimmung bei Improvisationen und Einfallsreichtum im rhythmischen Klopfen, Schlagen oder Pochen. Portal antwortet spielerisch auf die Klänge der Brandtauer-Kirchenglocken und baut sie in seine Rhythmen listig und gekonnt ein. Die Instrumente sind seine Familie, meint er. Vielleicht hätte er auch gerne die Glocken zu seiner Instrumentensammlung dazu gefügt, jedoch bleibt er und sein Instrumentarium weiterhin räumlich und klanglich veränderbar. Tangoklänge ߃  la Piazzolla und gegenseitiges Herausfordern der beiden Instrumentalisten steigern die dicht angereicherte Stimmung. Es ist dem Besucher unmöglich gelassen in den€“ zugegebener Ma߃ƒßŸen harten - Sessel zurückzusinken, der ekstatische Klang erzeugt lustvolles Vibrieren und Beifallsstürme.

Jazz Night
Radio String Quartet Vienna mit Klaus Paier

18.08.12, 19.30 Uhr Radiowaves/ 21 Uhr Radiotree
Bernie Mallinger: Violine, Vokal
Igmar Jenner: Violine
Cynthia Liao: Viola
Asja Valcic: Cello
Klaus Paier: Akkordeon
Das Verbindende zum vorigen Abend sind wiederum die Klänge vom benachbarten Kirchenturm, die für Improvisationen und Wohlwollen sorgen. Die Verbindung des Radio String Quartet Vienna mit Klaus Paier besteht seit der gemeinsamen CD 2008. Aus dieser stammte die Zugabe "Fly up"€œ, weitere Stücke waren dem letzten Album "Radio Dream"€œ entnommen. Präsentiert wurde u. a. aus dem Traumbereich "Song"€œ eine Ode an Freud. Für manche Stücke stand Joe Zawinul Pate, z. B. bei "€žRemake you made"€œ, ein Stück der Wiederholungen. Beim ersten Hören ist bereits der angenehme Wiedererkennungseffekt, der das Klangerlebnis strukturiert und gestaltet. AuߟŸer dem kraftvollen rhythmischen Spiel der Solisten bestimmte das empathische Miteinander und die spielerische ߃ƒœberschneidung und Wiederholung von Abfolgen das Klangerlebnis. Besonders verinnerlicht und mit ihrem Instrument verbunden war Asja Valcic. Sie versank und tauchte auf und gab dem Ensemble einen prägenden mollartigen Grundton.

Der dritte Abend war wiederum ein herausragendes gesellschaftliches Ereignis, dem mehr Präsenz in der Öffentlichkeit gebührt!
Auf bald, hoffe ich!

Jazz im Hof. Rez.: Eva Riebler

Eva Riebler
VON DER LEICHTIGKEIT DES JAZZ

JAZZ IM HOF 2011
The Art of Trio

Stadtmuseum St. Pölten - Innenhof
19.08.2011 - 21.08.2011

Caroline Berchotteau hat für das Magistrat St. Pölten zum 2. Mal erfolgreich ein Jazzfest im Hof ausgerichtet. Seit März 2009 ist sie im Fachbereich für Kultur und Bildung am Magistrat Sankt Pölten für Konzertreihen und Festivals zuständig. Geboren 1974 in Paris arbeitete sie nach ihrem Klavierstudium und einem Magisterstudium in Musikwissenschaft und Musikmanagement an der Universität Paris-Sorbonne in verschiedenen Organisationen und Institutionen (u. a. International Music Council bei der UNESCO) in Frankreich und im Ausland. Sie absolvierte ein Master Studium am Institut für Angewandte Linguistik in Besancon. Ihre Schwerpunkte liegen bei Konzeption und Analyse von Programmen.

PUSCHNIG / SASS / DIABATƒƒ‰
Freitag, 19.08.2011, 19.30 Uhr
Wolfgang Puschnig: Saxophon, Flöte
Jon Sass: Tuba
Mamadou Diabat: Balafon, Ngoni, Talking Drums

Jon Sass ist einer der anerkanntesten und hochgeschätzten Tubaspieler der Welt. Der in N.Y. 1961 Geborene, der von Ray Anderson bis David Murry oder u.a. mit Gidon Kremer zusammen spielte, präsentiert sich an diesem Abend mit seinem langjährigen Kollegen aus dem Vienna Art Orchestra und Freund Wolfgang Puschnig und dem Vokalisten Mamadou.

Zu großer Bekanntheit gelangte Jon Sass durch sein inzwischen fast legendäres Programm "Alpine Aspects", bei dem er die musikalischen Besonderheiten des Jazz und der traditionellen volkstümlichen Musik wie kein anderer zu vermengen wusste. Er hält sich nicht an Stile und Abgrenzungen, sondern versucht im Trio Verbindung zu anderen Stilen herzustellen und flexibel, humorvoll und pointiert auf einander zu reagieren. Vor allem der Kärntner Wolfgang Puschnig, Professor an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien, zeigte in "take a breath" die Bandbreite des Luftausblasens und Säuselns.
Beeindruckend und spannend waren der musikalische Dialog, die Experimentierfreudigkeit sowie die Leichtigkeit des Spiels.

KLASSISCHER JAZZ OHNE EXPERIMENT

JAZZ NIGHT
KENT / LANGTHALER / NOVAKOV

Samstag, 20.08.11, 19.30 Uhr
Oliver Kent: Piano
Uli Langthaler: Bass
Dusan Novakov: Drums
SALESNY / SCHABATA / PREUSCHL feat. HERBERT JOOS
Samstag, 20.08.11, 21.15 Uhr
Clemens Salesny: Sax, Bassklarinette
Wood Schabata: Vibraphon
Raphael Preuschl: Bass
Herbert Joos: Horn, Trompete

Clemens Salesny ist den Wachauer Pestbläsern sowie den Begründern der erfolgreichen JazzWerkstatt Wien zuzurechnen. Nach Wolfgang Puschnig gehört er zu den jungen Star-Saxophonisten der österreichischen Musikszene punkto klassisch-experimenteller Musik. Gemeinsam mit dem Vibraphonisten Woody Schabata und dem Bassgitarristen Raphael Preuschl akzentuiert er ein rhythmisch kontrolliertes Spiel, in dem Ironie und Ekstase pulsieren.
Das Stück "€žStuff Chicken"€œ von George Russel und "Ballade for Monk"€œ vom special guest Herbert Joos zeigten am einfallsreichsten die Umsetzung der Tierwelt in das Reich der innovativen Musik.

Im Vergleich zu den sechs Stücken von Oliver Kent, Piano, Uli Langthaler, Bass und Dusan Novakov an den Drums verlieh Clemens Salesny mit seinen Musikern pulsierende Vitalität.
Dem zahlreichen Publikum bleibt noch die Freude auf den dritten und letzten Abend mit dem Posaunisten Mario Vavit, von der Band Ride The Slide, mit Stefan Thaler am Bass und Harry Tanschek an den Drums.

Ganz sicher darf bereits gesagt werden: Fortsetzung des Projektes Jazz im Hof auch im nächsten Sommer erwünscht!

Freddy Cole: Jazz at Christmas Time. Rez.: E. Riebler

Eva Riebler
EIN FRIEDLICHER, STIMMIGER JAZZABEND

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FREDDY COLE
Jazz at Christmas Time
Festspielhaus St. Pölten, Großer Saal
09.12.07, 18 Uhr
Vocals & piano Freddy Cole; Jazz trio

Freddy Cole, der Bruder des legendäen Nat "King"€œ Cole setzt sich nunmehr seit 55 Jahren ans Klavier und singt elegant mit rauchiger Stimme. Er zaubert Swing- und ein wenig Dixielandstimmung und interpretiert amerikanische Weihnachtstsongs auf angenehme jazzige Weise. Ein verhauchter Laut gibt mehr Gefühl als ein konservativer.

Begleitet von CurtisBoyd am Schlagzeug und Elias Bailey am Bass, unterstützt durch den jüngsten Musiker, Randy Napoleon an der Gitarre ergibt sich ein voller Klang, der sich vom ersten Lied bis zur letzten der zahlreichen Zugaben, einem Lied von Louis Armstrong, ebenmäßig durchzieht.
Man kann sich die Stimmung in einem Club in Chicago oder New Orleans vorstellen, schlie߃ƒƒŸt genüsslich die Augen und ist angetan von dem weit ausgebreiteten Repertoire.
Man wei߃ƒƒŸŸ nicht, sollte man sich zusätzlich den Klang eines Saxophons oder einer Trompete wünschen. Vorstellbar wäre dies, jedoch der Weihnachtsstimmung wahrscheinlich nicht so zuträglich. Das Können und die Vielfalt an verschiedensten Liedern begeistert gleichermaßen das Publikum. Ein angenehmer stimmiger Abend.

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