Jazz

Stadtmuseum; Jazz im Hof 2014. Rez.: Eva Riebler-Übleis

Eva Riebler-Übleis
Jazz unter Dach und Fach

Von 21. bis 23. August ging statt im Barock-Hof des Stadtmuseums im neuen St. Pöltener Frei.raum, Herzogenburgerstr. 12, das Festival "Jazz im Hof" regen- und kältesicher über die Bühne. Die gute Auswahl und die Organisation hatte wie seit Anbeginn Caroline Berchateau.

21. August, 19.30 Uhr
Where sparks start to fly
Ensemble GROOVE

Harry Sokal , Tenorsax
Raphael Wressnig, Hammond B3 Orgel
Alex Deutsch, Drums

22. August
1. Teil, 19.30 Uhr
Transylvanian Grooves
Nicolas Simion & Band
Nicolas Simion – Saxophon
Andreas Mayerhofer – Klavier
Christian Wendt – Kontrabass
Wolfgang Kendl – Schlagzeug

2. Teil, 21.15 Uhr
Silk and Salt
Louis Sclavis Quartet
Louis Sclavis – clarinet
Benjamin Moussay – piano, fender rhodes
Gilles Coronado – guitar
Keyvan Chemirani – percussion

23. August
1. Teil: 19.30 Uhr
Rising Star
Michaela Wandl, Gesang
Michael Hrúby, Klavier
Karl Sayer, Bass
Klaus Zalud, Schlagzeug

2. Teil: 21.15 Uhr
African Vibes
Sigi Finkel – sax, flute
Mamadou Diabaté – balafon, percussion
Juan Garcia-Herreros – bass
Abdulaye Dembele – balafon, percussion

 

Jeder Abend war gelungen und für Jazz-Liebhaber ein MUSS!

Das Ensemble Groove hatte den impulsiven Alex Deutsch aus Graz statt Lukas Knöfler wie im Vorjahr beim Jazz-Festival Saalfelden im Trio.! Gratulation – ein großer Gewinn!

Am zweiten Abend war Andreas Mayerhofer aus Krems am Klavier und vertrat Österreich unter den rumänischen Transylvanian Grooves,  die mit wirklich starken Kinderliedern, Tanzliedern und Jazz-Folklore vom Feinsten loslegten.

Besonders zum Kauf reizte die Vorwegnahme des CD-Verkaufbeginns (offiziell erst 25.8.) von Silk and Salt. Ein gelungenes Album mit 9 Melodien, von denen vor allem „Dance for horses“, „Des feux lointains“ sowie „Cortège“ begeisterte. Der Perser Keyvan Chemirani hinterließ wie Benjamin Moussay am Klavier mit seiner Fingerfertigkeit an den Drums einen unvergesslichen Eindruck! Dieser Abend war für viele Besucher der Höhepunkt!

Am dritten Abend war der Jungstar = Rising Star mehr als entbehrlich. Die Instrumentalisten mussten die Vokalistin tatsächlich stützen (rising) und durch die Takte vorsichtig geleiten, begleiten und tragen. Michael Hrúbi am Klavier und Karl Sayer am Bass hätten mit einem begnadeten Drumer oder einem Trommler wie der einheimische Werner Sandhacker ein ekstatisches Ensemble ergeben! Viel lieber hätte das Publikum auch den tollen African Vibes eine längere Zeitspanne zugehört, getanzt und Werner Sandhacker als Publikums-Star am Balafon beklatscht!

Eine tolle Veranstaltug! Ehrliche Gratulation und das Publikum erhofft sich unterm Jahr noch weitere Konzerte dieser hochkarätigen Jazz-Schiene im Frei.Raum!

Link: http://www.st-poelten.gv.at/Content.Node/freizeit-kultur/kultur/jazzimhof.at.php

Jazzkonzert „The Voice of Harlem". Rez.: Eva Riebler

Eva Riebler
Love-Peace-Happiness

Jazzkonzert Paul Zauners Blue Brass feat. Mansur Scott
"The Voice of Harlem" I remember Billie Holiday
Salzkammergut Festwochen Gmunden, Stadttheater Gmunden 23.7.13, 19.30 Uhr

Love, Peace and Happiness€™ war der durchgehende Inhalt der Songs. Mit authentischer Stimme gab Mansur Scott aus Harlem seinen Tribut für Billie Holiday. Als Beginn wählte Paul Zauner "€žLady singst he Blues" und "Song for my Father"€œ und startete dann eine Reihe von wunderbaren Jazz-Love-Songs, die nicht nur von der rauchigen Stimme Mansur Scotts oder seinem sanften, fast flüsterndem rezitativen Sprechgesang oder Stories lebten, sondern stets in Wechselbezug zu den ungemein profilierten Jazz-Instrumentalisten standen.

Clemens Salesny brillierte oft in tragender Rolle und bildete mit der Posaune Paul Zauners den starken Kontrast zum rauchigen Timbre der Stimme Scotts. Carlton Holmes am Klavier und Wolfram Derschmidt am Contrabass entwickelten eine faszinierende Ausdruckskunst. Dusan Novakov am Schlagzeug interpretierte nicht malerisch oder stimmig im Hintergrund, sondern wartete mit pointierten Schlägen expressiv auf und zeigte seine hervorragende Musikalität.

Fazit: Ein rhythmisch toller Jazzklang, ein expressives Jazzkonzert ersten Ranges!

Kenny Garrett Quintet. Rez.: Eva Riebler

Eva Riebler
Jazzdialoge

Kenny Garrett Quintet
Seeds from the Underground
In Kooperation mit den Jazzfreunden Bad Ischl

Salzkammergut Festwochen Gmunden, Stadttheater Gmunden 25.7.13, 19.30 Uhr


Geschwindigkeit und voller Klang von der ersten Sekunde, Forte bis Pianissimo, rund, voll und mitreißend, kraftvoll tritt vor allem Kenny Garret, der lange Zeit im Duke Ellingtons Orchester, Art Blakey und bei anderen GröߟŸen spielte, in Dialog mit einzelnen Instrumentalisten. Improvisation und das Eingehen der Virtuosen auf einander bereicherte die Stücke. Die Fingerfertigkeit nicht nur des Klavierspielers Vernell Brown sondern des Bassisten Corcoran Holt wie des Bandleaders Garrett waren unüberbietbar. Die Rhythmik und Lockerheit des Perkussionisten Rudy Bird weichten auch die letzten starren Züge einiger weniger Besucher auf. Das Zwiegespräch zwischen Saxophon und Drums wurde im 2. Stück zwischen Sax und Schlagzeug weitergeführt, im dritten mit dem Piano und weiters mit dem Bass. Der Dialog fand auch durch den Beifall mit dem Publikums statt und steigerte sich zu schweißtreibenden Standing Ovations.

Ein wirklich toller Jazz-Abend. Der beste improvisierte Jazz!

35. Internationales Jazzfestival Saalfelden 28. bis 31. August 2014

Eva Riebler
Ein Festival, das lustvoll gegen den Mainstream schwimmt.

Bei der Eröffnung des Jazzfestivals durch Politiker und Veranstalter auf der MainStage wird eine erfreuliche Bilanz gezogen. Nach 35-jährigem Bestehen und einem Fast-Zusammenbruch 2006 sind die Finanzierung und somit der Fortbestand langfristig abgesichert. Die Unterstützungen konnten erhöht werden. Die MainStage-Veranstaltungen im Kongresscenter Saalfelden sowie die täglichen zwei ShortCuts im NEXUS sind voll ausgebucht.

Gratis wie jedes Jahr sind die Veranstaltungen auf der CityStage, die Konzerte im Zelt am Rathausplatz. Diese beginnen bereits am Donnerstag 18.30 Uhr mit dem Titi Robin Trio, anschlie߃ƒŸend mit der Budapest Bar, Freitag mit Fatima Spar & Jazzorchester Vorarlberg und Roy de Roy, Samstagvormittag mit 5/8erln in Ehren sowie Klangkombinat Kalksburg.

Kostenlose Konzerte werden je zwei Almkonzerte um 11 Uhr am Samstag (Nicolaj Efendi and the Red Wine Conspiracy, Cafe Drechsler) und am Sonntag angeboten auf Almen zwischen Saalfelden und Leogang (Alma, Stelzhamma) sowie eine Kinderbühne mit dem Kinderkonzert: Jakobs Manege.

Mit den Gratis-Events ist auch für nahe Wohnende oder Saalfeldner das Verständnis für mögliche Unbill (Sperrung des Rathausplatzes ..), die vielleicht so viele Konzertbesucher verursachen könnten, oder die Anbindung an Jazzmusik gegeben. So gewinnt ein internationales Festival auch die Herzen der Einheimischen.

 

Donnerstag 28.8.14 ShortCuts im Kunsthaus NEXUS
21:30 Uhr Hang Em High
Bond -2 String slide bass, low end modulation
Lucien Dubuis - Sax, Clarinets
Alfred Vogel - Drums, Pots & Pans & Junk Percussion

Dies war der Westerntitel der ersten CD, nun wird die zweite CD, die seit wenigen Tagen am Markt ist, vorgestellt. Titel: "Beef and Bottle". Mit Nice pieces, Circius Maximus, Adges oder The low high ist eine gute Mischung von zart bis kräftig, von lustvoller Interpretation und Soundvariationen gelungen. Ein guter Einstieg in das Festival!
 

23:00 Uhr Nels Cline & Marc Ribot
Nels Cline - Guitar, Marc Ribot - Guitar

Marc Ribot wird morgen als Solist und Nels Cline im Laufe des Fetivals mit Ben Goldberg spielen. In diesem Konzert geht Marc Ribot intensiv auf Nels Cline ein und wandert parallel, dann wieder kontrastiert er und endet schlieߟŸlich in den letzten beiden Pieces bei einer äußerst starken Klangplatte des Synthesizer-Noise. Keine Spur von Softtonic, ein unablässiges und sehr metallenes, verschliffenes Trommelfeuer.
 

Freitag 29.8.14 MainStage
19:00 Uhr Philipp Nykrin`s Wire Resistance, Österreich

Wie von der Festival-Organisation gefordert, bringt Nykrin als Starter auf der MainStage neue Kompositionen inklusive neuem Arrangement an Musikern auf die Bühne. Mario Rom - Trumpet, Fabian Rucker - Tenor Sax, Clarinet, Synthesizer, Stephan Kondert - Bass, Andreas Lettner - Acoustic, Electronic Drums.

An der Schnittstelle zwischen klassischem Jazz und Elektronik bringt Nykrin seine wohl temporierten, ruhigen Stücke. Er überbrückt die Gegensätze zwischen elektronischen und akustischen Sounds gekonnt. Teils kontemplatorisch teils luftig tragisch, stets inbrünstigen in der Interpretation.
 

20:30 Uhr Marc Ribot Solo "Protest Songs", USA

Marc Ribot ist in Saalfelden gern gesehen, er ist ein vielseitiger Musiker, der meint: Auf der Gitarre kann man auch spielen! Nun im Gegensatz zum vort&aaumlgigen Elektronik-Jazz auf der Gitarre, begleitet er seine Protestsongs mit der einfachen Gitarre. Dass das keine schlichten Songs wie bei Bob Dylan sind, ist klar. Er bricht die Strukturen des Liedhaften und des Textes, witzelt und ist dialektisch unterwegs. Im Mittelpunkt seiner Vorlagen und handschriftlichen Aufzeichnungen, die wie achtlos verstreute Papierschnitzel anmuten, sitzt er und erzählt lakonisch, wogegen er protestieren möchte. Zum Beispiel gegen "The Empire State Building", gegen die "White People", die sich selber mit ihren Abbildungen oder in den Movies beklatschen und so attraktiv finden. Auf diesen Protestinhalt kam er beim Anschauen eines Hollywoodfilms von Julia Robert, den er ohne Ton im Flugzeug hörte. Sein skurrilster Songtext war der Anti-Santa-Claus Song. Santa Claus als Motherfucker und Kinderschänder ist wohl etwas Neues! "Presents I like sometimes" als Schlusszeile bricht dann die Beleidigungen an den Wheinachtsmann. Genauso verhält sich der Inhalt seines Songs, handelnd von einer mexikanischen Frau, die ihren/einen Mann aufs Gröbste betitelt und beschimpft und trotzdem mit ihm zusammen ist.

Dazu passen seine persönlichen Protestsongs "Beeing Insane" und "I´m a Pilgrim of Sorrow", "Protest against my Body". Dieser letzte Song ist wie der "Master of the Internet" aus seiner CD "Ceramic Dogs" entnommen. Man höre - auch gegen Brücken kann man sein: "Against Bridges" ist gegen die Brooklyn-Bridge, in seiner Heimatstadt NY.

Seine Songs leben nicht von den Gitarreklängen und nicht von seiner tollen Stimme, sondern vom Text: Auf Österreichisch würden wir sagen, seine irrwitzigen Inhalte leben von Schmäh & Schmähung!
 

22:30 Uhr Amir ElSaffar Quintet "Alchemy", USA, Norwegen, UK

ElSaffar, überbrückt zwei Kontinente: 1977 in Chicago geboren, suchte 2002 im Iran die Wurzeln seines väterlichen Erbes und verband in seiner Two River-Music€ beide Musikströmungen. Hier auf der MainStage brachte er exzellenten ausgewogenen Jazz mit einem unheimlich talentierten Saxofonisten, mit Ole Mathiesen, auf dessen Klänge man wartete und dem man viel länger und öfter gern gelauscht hätte. Ein Lied brachte die Reminiszenz an den Irak in diesem ruhigen, levantinischen Maqam-Stil. Ein kraftvolles, großartiges Konzert!
 

23:20 Uhr The Young Mothers, USA, Norwegen

Eine tolle, lautstarke Performance des norwegischen Bassisten Ingerbrit Haker-Flaten und seinen Musikern aus Austin und Texas. Zum ersten Mal in "good old europe" spielend brachten sie wirklich eine unorthodoxe Mischung, die an die 70er Jahre genauso wie an Rap oder Hip-Hop erinnerte. Wunderbar exzessiv malträtierte Jonathan Horne mit dem Geigenbogen seine Gitarre und Haker-Flaten sein Bassinstrument! Man dachte: Keine Spur von Konsens oder Homogenität und doch fügten sich und fanden die Instrumente wieder klanglich zusammen eine wunderbare Überbrückung und Zusammenführung!

Eine varianten- und zitatreiche Vorstellung, die wirklich extrem wild, frech und hervorragend war! Disziplin in Lautstärke und Konzept war trotzdem vorhanden. Will man das junge Publikum anziehen ann auf diesem gelungenen Weg.
 

Samstag 30.8.14
15:30 Uhr Mühlbacher´s USW, ֖–sterreich

Die 17-köpfige Band spielt seit 1997 und gab eine grandiose Vorstellung zwischen Noise, Klang und perfektem Rhythmus. Immer wieder Reibungsflächen und dann ein groߟartiger homogener Ensembleklang!
 

17:00 Uhr Ben Goldberg Quintett "Unfold Ordinary Mind" USA

Viele Titel aus der Geometrie, wie "Elliptical", "Parallelogramm" machten neugierig auf die Umsetzung. Der Aufbau war stets ausgewogen und geometrisch angelegt. Ben Goldberg gab mit seiner Klarinette dem Gittaristen Nels Cline oder seinem Lieblings-Saxophonisten Rob Sudduth sein Kontra. Der stete Zusammenklang aller Instrumentalisten nach einem Soli ergab einen vollen, choralartigen Klang.
 

18:30 Uhr KAZE "Tornado", Quartett aus Japan, Franc
Satoko Fujii/P, Natsuki Tamura/Tr, Christian Pruvost/Tr, Peter Orins/Dr

Ein wunderbares minimalistisches Konzert! Die Instrumente erklangen als Tierstimmen, fauchten oder miauten wie Katzen, muhten, blökten, vibrierten ungestüm, gaben einander Antwort oder redeten durcheinander. Ein ausgelotetes Tonarsenal, das aus dem Hintergrund zuerst verhalten klang, sich entfesselte und in den Vordergrund drängte. Akustischer Jazz in voller Breite, aufregend, spannend und dynamisch!
 

21.30 Uhr Henry Threadgill "Ensemble Double-Up", USA
In Remembrance of Lawrence D. "€œButch" Morris "Old Locks and Irregular Verbs"

So frei und oft fröhlich sich die Solostimmen in den vorangegangen Konzerten entfalten konnten, so beengend und ernst geht es nun auf der Bühne zu. Threadgill ist der Prototyp eines Masters of Conductor. Autoritär führt er sein 7-köpfiges Ensemble, im ersten Akt vom Stehpult seitlich und dann mittig dirigierend. Die Hommage an den im letzten Jahr verstorbenen Butch Morris ist ihm ein Anliegen. Dieser hatte keine Noten, keine Partitur sondern 32 vereinbarte Zeichen mit seinen Instrumentalisten ausgemacht. Threadgill benützte ebenso bloß grafische Aufzeichnungen und keine Noten im klassischen Sinn dies ist sein Widerstand. Vielleicht ist auch sein sparsames, sporadisches Eingreifen in das Ensemble-Geschehen Programm des Widerstandes. Das gleichzeitige Kontrastieren z. B. der beiden Pianisten (Jason Moran, David Virelles) im gemeinsamen "Double Up" ist Umsetzung des Namens sowie Programm! Das Einhalten der Form hat Vorrang und siegt dann stets mit oder ohne Eingreifen Threadgills über den individualistischen Cuts. Daher vielleicht weniger lustvoll, dafür kompositorisch geschlossen!
 

Die anschließenden Konzerte: 23:20 Uhr Erik Friedlander "Black People", USA, Japan und 00:50 Uhr Roy Paci & Corleone "Blaccahenze" mit seiner 6-köpfigen Band aus Italien waren sicher hochkarätig, fielen jedoch leider der Müdigkeit der Rezensentin zum Opfer.
 

Sonntag 31. 8. 2014, 14:00 Uhr
Gradischnig/Sax, Nagl/Sax, Herbert/Bass, Vatcher/Dr "A Day in My Life"

Der Beatles-Song diente als Konzept und Assoziations-Vorlage für eine Reihe von kurzen harmonischen Pieces, die jeder der 4-köpfigen Band entwarf. Max Nagl steuerte mehrere kurze Stücke,wie z.B. "unterwegs", "half hours" oder auch "Roy Nest", das Nestroy gewidmet ist, bei. Facettenreich und jeweils individuell geprägt, steht meist ein Instrument im Vordergrund, auf das sich die anderen einlassen. Das Altsaxophon tauscht sich mit dem Tenorsaxophon aus und Michael Vatcher antwortet einfühlsam mit den Drums. Bei "half hours" oder "Traumschlaf" denkt man an eine romantische Reise. Das Elegische, die gleichförmig aufgebaute Melodie, z.B. auch in der Zugabe mit dem Titel "€žbipolare Nachtruhe", wird stets wieder abgeschüttelt und lustvolle Rhythmen und Klänge herrschen vor.
 

15:45 Uhr Sylvie Courvoisier Trio "Double Windsor", Ch, USA
Sylvie Courvoisier/P, Drew Gress/Bass, Kenny Wollesen/Drums

Auch hier ist der Dialog der Instrumente angesagt! Ein Aufeinander-Eingehen und harmonische Linienführung sind ein Muss! Nuancenreiche, akzentuierte Klänge in ä„uߟerst raschem Tempo. Gratulation der Klaviervirtuosin!!
 

17:30 Uhr Get the Blessing "Lope and Antilope", England
Jim Barr/ Bass, Jake McMurchie/Sax, Pete Judge/Trump, Clive Deamer/Dr

Englisch diszipliniertes Spiel im schwarzen Anzug, kräftig, zwar laut, aber nicht furios! Das erste und das letzte Stück "Cake" überzeugten in ihrer subtilen Abweichung von den übrigen besonders!
 

19:30 Uhr Stirrup "Sewn" USA
Fred Lonberg-Holm, Nick Macri, Charles Rumback

Das Trio entstand aus der Band Horse´s Ha. Der Name Stirrup heißt bezeichnender Weise Steigbügel. Der Galopp war sozusagen vorprogrammiert und äuߟŸerst intensiv und gleichbleibend wie gleichförmig. Durch den ständigen starken Elektronik-Einsatz war der Klang stets "psychedelic", jedoch etwas stereotyp von Anfang bis Ende durchgestylt!
 

20:50 Uhr Trio Joachim Kühn invite Archie Shepp "Voodoo Sense"
Germany, USA, Morocco, Spain
Archie Sheep/Sax, Joachim Kühn/ P, Majid Bekkas /Guembri, Vocals, Kalimba, Balafon, Ramon Lopez/Drums, Percussion

Joachim Kühn hatte in den frühen 60ern bereits als einer der Ersten NY besucht und dort wie Archie Shepp John Coltrane kennen und lieben gelernt. Beide spielen intensiv die Kadenzen rauf und runter und laden zur Bewegung ein. Das Saxophon positioniert sich immer wieder selber und nimmt sich diskret zurück, um andere Instrumente in den Vordergrund zu lassen. "Nina", eine Kostprobe aus der neuen CD, in der Archie Shepp mit Joachim Kühn am Piano spielen wird, fand begeisterten Anklang beim Publikum.

Dass dies das Highlight des 35. Jazzfestivals war, versteht sich von selber! Ein freudiger Tribut an den Afro-Amerikanischen instrumentalen Jazz der guten alten Zeit! Die Singstimme Majid Bekkas zu seiner Guembri gab dem Konzert die epische nordafrikanische, marokkanische Note!

Joachim Kühn genauso wie Satoko Fujii und Sylvie Courvoisier waren das Publikum begeisternde Klaviervirtuosen mit extrem schnellen Tempi.

 

Ein glanzvoller Schlusspunkt für eine heuer besonders gelungene Auswahl der internationalen Spitzenklasse-Musiker, Musikgruppen und Musikarrangements!

Die zahlreichen weiblichen wie männlichen Klaviervirtuosen sowie das widerständische Kontrastieren und anschließende Brückenschlagen waren sicher ein gelungenes Markenzeichen des heurigen Jazzfestivals.

Jazzfestival-Saalfelden, ein auch organisatorisch bestens betreutes Festival, das man so in Österreich nicht findet!

Dangerous Liaison: Jazz Bigband Graz. Rez.: Eva Riebler

Eva Riebler
Klassik goes Jazz

  

Dangerous Liaison
Jazz Bigband Graz

Festspielhaus St. Pölten, Großer Saal
05.11.12, 19.30 Uhr
Tonkünstler-Orchester Niederösterreich, Orchester
Solist: Wolfgang Puschnig, Saxophon
Dirigent: Ari Rasilainen
Programm:
Horst-Michael Schaffer: "Coming home" (in Zusammenarbeit mit Heinrich von Kalnein)
Duke Ellington: Suite aus dem Ballett "The River" (Arrangement: Ron Collier),
1. Satz ("Spring") Suite aus dem Ballett "The River" (Arrangement: Ron Collier),
2. Satz ("Meander") Horst-Michael Schaffer: "Shades of Tango" (Arrangement für Saxophon, Jazz Bigband und Orchester: Colin Towns)
Bert Joris: "Dangerous Liaison", "Alone at last"

Die 16 Musiker der Jazz Bigband Graz bezeichnen sich selber als bunte Hunde, in Wirklichkeit hat Können und Qualität nichts mit gesittetem Auftreten, Outfit und Haltung zu tun. Regeln sind gut, auch die, wer zuerst im Orchester den Ton einstimmen darf, jedoch dürfen Regeln nicht das Fließen und Überfließen der Musik bis hin zum Groove, Swing, Tango oder Minimal Music einengen. Die 16 könen das sowieso hervorragend und haben es auch den NTO-Ensemble-Mitgliedern gezeigt. Bei der zweiten Zugabe war der tiefe Orchestergraben zwischen Jazzer und klassischen NTO-Instrumentalisten bereits zusammengewachsen und die Freude war beiden Ensembles ins Gesicht geschrieben. Als Vermittler fungierte nicht nur der Dirigent Ari Rasilainen und der Saxophonist Wolfgang Puschnig, sondern auch der Klarinettist Peter Auer und der Saxophonist Horst-Michael Schaffer. Gemeinsam gelingt die Dangerous Liaison und alone at last aber gestärkt und beschwingt gehen die NTO-Künstler hervor. Sie haben gewonnen: an Spielfreude, fließender Leichtigkeit und individueller Ausdruckskraft. Ein neuer Klangkörper fügte sich zusammen. Jeder Tango, und besonders der Shades of Tango von H-M Schaffer, verbindet sowieso - Körper an Körper – Körper mit Körper. Das Motto: Aus zwei mach eins und vervielfache das Klangvolumen. Eine wahrhaft gelungene Kombination!

Dangerous Liaison: Jazz Bigband Graz. Rez.: Eva Riebler