Ingrid Reichel HERRN LOLLIKES FEINES GESPÜR FÜR PLANET EARTH
COSMIC FEAR
oder Der Tag an dem Brad Pitt Paranoia bekam
Christian Lollike Originaltitel: Kosmik Frygt eller Den dag Brad Pitt fik paranoia
Deutsch: Gabriele Haefs
Landestheater NÖ, Theaterwerkstatt
Premiere: 06.03.10, 19.30 Uhr
Regie: Hans-Peter Kellner
Mit: Pippa Galli, Klaus Haberl, Hendrik Winkler
Bühne und Kostüme: Thomas Oláh
Erste deutsche Aufführung: Maxim Gorki Theater Berlin 2009
Dauer: 1 Stunde
Keine Pause
1992 schrieb der dänische Autor Peter Høeg den Roman „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“. Man MUSS diesen Roman, nein, eigentlich diesen unglaublichen Umweltkrimi, nicht gelesen haben, um den Titel der Kritik zu verstehen. Aber ein eindeutiger Hinweis ist er, nämlich dass man im Norden Europas sich literarisch mehr um die Umweltproblematik kümmert als in den anderen Himmelsrichtungen dieser Welt.
Nach der Premiere des Beziehungsdramas „Gertrud“ des Schweden Hjalmar Söderberg im Großen Haus überrascht das Landestheater NÖ in der Theaterwerkstatt diesmal mit einem zeitgenössischen Stück des 1973 geborenen Dänen Christian Lollike. 2008 schrieb Lollike „Cosmic Fear“ und 2009 wurde es bereits in Deutsch am Maxim Gorki Theater in Berlin aufgeführt. In Dänemark gilt er als Shooting Star, behandelt er doch in seinen Dramen aktuelle politische Themen, die die Menschen bewegen: Globalisierung, Kapitalismus, Gewalt gegen Frauen, Sterbehilfe und Terror.
Mit diesem Stück hat er sich als Visionär unter den Dramatikern ausgezeichnet. Wir wollen unsere weltpolitische Lage nicht vergessen: Im Dezember 2009 fand die UN-Klimakonferenz in Kopenhagen statt. Desaströser und skandalöser kann man sich das Versagen unserer Politiker, die unter der Fuchtel der Wirtschaft stehen, kaum vorstellen. Denn zunächst muss mal der letzte Benziner verkauft werden, bevor die Produktion der Hybridautos vorangetrieben wird… aber das nur am Rande, einfach um die Feinfühligkeit und die Beobachtungsgabe dieses Autors zu belegen.
Das Stück basiert auf Recherchen und Textfragmenten von Jens Christian Lauenstein Led. Leider fehlen über diese Recherche jegliche Angaben. Auch im Internet ist darüber nichts zu finden. Wer ist Jens Christian Lauenstein Led? Und bezogen sich seine Recherchen auf klimatische Daten oder auf die Personen Brad Pitt und Angelina Jolie? Oder sind sie auf eine rein dramaturgische Ebene gemünzt? Um dies zu beantworten, müsste man den Autor fragen. Verpasste Gelegenheit meinerseits, war doch der sympathisch wirkende Autor bei der Premiere in St. Pölten anwesend und saß inkognito mitten im Publikum.
In dem Titel „Cosmic fear“ wird die Ohnmacht der Menschheit gegenüber ihren eigenen Fehlern ausgedrückt. Wir wollen uns ändern, wir wollen Verantwortung tragen, wir wollen uns bessern, wir wollen, ja, alles Menschenmögliche tun, um diesen blauen Planeten vor der endgültigen Klimakatastrophe zu bewahren, doch wir sind unfähig, wir sind träge im Handeln, aber wir reden uns den Mund fusselig, seit über 40 Jahren! Unser Reden kommt wie eine Litanei, wie eine Schallplatte mit Sprung, macht uns müde und noch unfähiger, noch träger gegenüber unserem unlösbaren, gigantischen Problem… Es ist unsere Lähmung, die uns Angst macht, eine kosmische Angst. Da braucht es dann Personen in der Gestalt eines Hollywooddarstellers, der uns Mut macht, der uns zeigt, wo es lang geht, der uns ein Vorbild ist: Brad Pitt! Und der selbstlos den Helden, den Brad Pitt, in jedem von uns erweckt! Ja! Was aber, wenn er strauchelt, dieser Held, dieser vom US-Magazin „People“ dreimal ernannte Sexiest Man Alive?
Fakten: 2007 verkündete Brad Pitt medial, dass er sich von seiner Schauspielerkarriere zurückziehen wolle, sich seiner Lebensgefährtin Angelina Jolie, seiner Familie, seinen vielen Kindern - den eigenen, wie den adoptierten - widmen wolle. Und dass er sich für humanitäre Projekte einsetzen wolle. Z.B. plane er eine Serie, in der er und Angelina Jolie über die lebensgefährliche Arbeit von Mitarbeitern internationaler Hilfsorganisationen berichten wollen. Brangelina, wie man das Paar liebevoll in der Boulevardpresse nennt, hat sich viel vorgenommen. Mittlerweile spricht man von Trennung … Doch wen kümmert es? Der Wille alleine zählt.
Lollike zielt jedoch nicht auf das Hollywoodpaar ab. Es geht definitiv um die „Brad Pitts“ in uns. Um unsere Schizophrenie, um unsere Paranoia. Um unsere Projektionen auf Helden, damit wir unsere eigene Unfähigkeit kompensieren, ja, verdrängen können, um zu überleben. Den Schwachsinn, die Dummheit überleben, am Besten durch Ignoranz oder Hysterie. Denn eines ist klar: Wir können die Welt nicht retten, weil uns die Welt und das Universum nicht braucht. Wir sind hier nur geduldete Gäste! Und das ist die wahrhaftige, kosmische Angst, die uns Lollike auf kongeniale Art und Weise zu verstehen gibt. Er erinnert uns an die Kränkung, dass wir samt unserem Planeten nicht Mittelpunkt des Universums sind.
Bitterbös’ und zynisch ohrfeigt uns diese Erkenntnis immer wieder aufs Neue. Wer über sich selbst nicht lachen kann, wird mit diesem Stück keine Freude haben. Und wird das Lachen von nebenan erst gar nicht verstehen, wenn das schier unerträgliche Selbstmitleid zum Teufel gejagt wird, indem wir uns auch noch über unsere eigene Unzulänglichkeit mokieren. Die Fähigkeit der Selbstironie nämlich, dass wir über uns selbst nachdenken, aber nichts von diesen Einsichten umsetzen können. Mit Brad Pitt als bekennender Atheist hat Lollike wohl die beste Wahl für sein Stück getroffen.
Drei anonyme Personen A, B und C, in ihren Rollen wechselnd, in Alter und Geschlecht völlig austauschbar, Klaus Haberl, Hendrik Winkler und Pippa Galli, eine durch eingerahmte Spiegel quadratische Grasfläche als Bühne, mehr braucht das Stück nicht, um umgesetzt zu werden.
Das nenne ich die hohe Kunst des Theaters: Mit wenig, alles erreichen!
Ein großes Kompliment an den in Dänemark lebenden österreichischen Regisseur Hans-Peter Kellner und an den Bühnenbildner Thomas Oláh! Eine grandiose Zusammenarbeit!
Klaus Haberl, Hendrik Winkler und Pippa Galli bildeten eine kongeniale Symbiose von Brangelinas, Produzenten, Adabeis, Spaßhabern, Hysterikern, Paranoikern, Neurotikern, Egozentrikern und Wichtigtuern, von ICHWILLMEHRICHWILLMEHR, von DU und ICHS. Die ganze Palette haben sie durchgespielt, diese nur drei an der Zahl Vereinten in UNSEREM tiefen Leid der Unfähigkeit der Liebenden, Hoffenden, zu Erde und Staub Werdenden, der Hilflosen, Ausweglosen, völlig Entblößten… JA, hier war sie, die Nacktheit, am richtigen Ort, der arme Tor, nun steht er hier und ist so klug als wie zuvor …
Gertrud: Hjalmar Söderberg. Rez.: I. Reichel
Ingrid Reichel AUF DER SUCHE NACH SICH SELBST, ÜBER DIE LIEBE GESTOLPERT
GERTRUD
Hjalmar Söderberg Schauspiel in drei Akten
Deutsch: Walter Boehlich
Landestheater NÖ, Großes Haus
Premiere: 27.02.10, 19.30 Uhr
Regie: Johannes Gleim
Mit: Andrea Eckert, Patrick O. Beck, Paul Matic, Michael Rastl
Bühne und Kostüme: Daniela Juckel
Uraufführung: 13.02.1907, Stockholm
Erste deutsche Aufführung: 1920, Leipzig
Dauer: 1 Stunde 30 Minuten
Keine Pause
Gertrud, eine Frau, die nachdem sie sich in ihrem Leben mit drei Männern aus drei Generationen mit drei verschiedenen Ansichten auseinandersetzte, zum Schluss kommt, dass sie besser ohne Mann zurechtkommt.
Einst war Getrud eine anerkannte Sängerin und verliebt in Gabriel Lidman, einen älteren Poeten. Die Künste haben sie zusammengebracht, seine Selbstverliebtheit wieder auseinander. Danach zog es sie zu Gustav Kanning, einen gleichaltrigen doch rationalen, karriereorientierten Mann. Sie heirateten aus Vernunftgründen. Als ihr gemeinsamer kleiner Sohn stirbt, entzieht sich ihnen die vernunftorientierte Basis. Da tritt der viel jüngere talentierte Musiker Erland Jansson in ihr Leben.
Der Vorhang geht auf. Ein ganz in Weiß gehaltenes Bühnenbild erscheint vor unseren Augen. Weiße Ziegelwände eröffnen eine Perspektive mit ungeahnter Tiefe. Eine weiße Sitzecke links, ein kleiner Schreibtisch rechts, im hinteren Abschnitt ein kleines bewegliches Bar-Tischchen. Das Heim von Gertrud und Gustav Kanning.
Klar und nüchtern präsentiert die mehrfach ausgezeichneten Bühnenbildnerin Daniela Juckel das Bühnenbild. Nur ein Spiegel in einem Goldrahmen vorne links an der Wand, eine Erinnerung an Gertruds große Liebe Gabriel, zeigt Verspieltheit und Wärme, ermöglicht Erkenntnis und Einsicht.
In den drei Akten wird das Bühnenbild schnell mit einer begrünten Hintergrundwand für eine Außenszene oder zu einer Lokalität mit zwei weißen Sitzgruppen, wo ein weißer Schnürlvorhang quer über die Bühne einen schwarzer Flügel im Hintergrund durchblitzen lässt, umkonzipiert.
Das Stück beginnt mit drei aufeinander folgenden gleichen Szenen. Zwischen den Szenen verdunkelt sich der Raum, Musik erklingt, die Schauspieler erstarren. Gertrud sitzt am Diwan und liest Zeitung. Gustav kommt nach Hause und verkündet, dass er noch abends auf ein Geschäftsessen gehen muss, wo es auch um Politik geht. Sie meint darauf, dass sie den Abend wohl alleine in der Oper verbringen wird. Die Szenen unterscheiden sich nur in Gertruds zunehmend unglücklich werdender Mimik. In der dritten Szene verkündet Gustav Gertrud, dass er für das Amt eines Ministers kandidieren wird und sie bittet ihn um die Scheidung. Ab nun holt die Vergangenheit die Protagonisten ein und die Gegenwart vermischt sich zunehmend mit der Zukunft.
Der schwedische Autor Hjalmar Söderberg schrieb dieses Stück, nachdem seine Frau von seiner Liebschaft mit einer anderen erfuhr und ihn mit den Kindern verließ. Erst später meinte Söderberg in dieser Geliebten seine wahre Liebe gefunden zu haben, obwohl er nach ihr eine andere heiratete. Wie sehr dieses Stück autobiografische Züge trägt, zeigt der Inhalt. Schreiben ist Verarbeitung. Söderbergs hohe Sensibilität ermöglichte ihm sich nahezu perfekt in die Rolle der Frau hineinzuversetzen. Die eigene Rolle, die des Mannes, dürfte ihm größere Schwierigkeiten bereitet haben. Obwohl er drei Generationen von Männern zeichnete, vermochte er doch nur den einen Typus Mann zu charakterisieren: egozentrisch, einengend bis despotisch, von Liebe sprechend, ohne welche zu geben, aber durch die Stärke der Frau an seiner Seite wachsend, sie aussaugend, dabei flehend nicht verlassen zu werden, das Alleinsein im Zusammensein aber niemals im Alleingang ertragend. Es scheint, als wäre der Mann an sich in keiner Alterslage der emotionalen und moralischen Entwicklung fähig.. Eine Erkenntnis, die heute von Soziologen wissenschaftstheoretisch geteilt wird. Die Frau, in ihren vielen Facetten nur in einer Figur verkörpert, zeigt sich gefühlsorientiert und instinktiv, egal in welchem Alter. Wahrlich ein zeitloses Stück, welches nicht ohne feine Selbstironie brilliert.
Die Beziehungsprobleme zwischen Mann und Frau haben sich trotz Gleichberechtigung nicht wesentlich verändert. Die Gefühle der Einsamkeit und des nicht Verstandenwerdens sind die gleichen geblieben, auch wenn sich heute die Gesetzeslage wesentlich zu Gunsten der Frau verbessert hat.
Die scharfe Beobachtung von Autoren wie Söderberg und Philosophen wie Sartre, dass der Mensch erst durch einen zweiten seine Existenz bestimmen kann, wurde erst in den letzten 15 Jahren durch die Gehirnforschung bestätigt. Es sind die kleinen Spiegelneuronen, die uns durch unsere Wahrnehmung unseres Gegenübers erlauben, uns selbst zu erfahren. Die Suche nach uns selbst, zieht uns magisch an. Doch sobald wir uns selbst im anderen erkannt haben, wird uns der andere wieder zunehmend fremd. Und so endet das Stück, wie es nach einer langjährigen Beziehung enden muss, nämlich mit der Frage: „Wer bist du?“ Die Erkenntnis ist so erschütternd und lässt Gertrud sagen: „Es gibt für mich keinen Platz mehr, nicht einmal mehr im Tod.“
Michael Rastl hat ungeachtet seiner Fußverletzung in der Rolle des sich trotz fortgeschrittenen Alters noch immer nach Liebe verzehrenden Poeten Gabriel Lidman überzeugen können. Ihm steht Patrick O. Beck als sich nach Anerkennung sehnendes, skrupelloses, junges Musikgenie Erland Jansson in nichts nach. Gleichwohl großartig Paul Matic, als reservierter, kühler Ehemann Gustav Kanning.
Andrea Eckhart allerdings war herausragend in ihrer Rolle der Gertrud. Ihre Mimik musste in 1,5 Stunden die breite Gefühlspalette der freudigen Frischverliebtheit bis zur entwürdigenden Verschmähung spielen. Die Erotik der Lust und die leidvolle Trauer, um geistige und körperliche Ausbeutung der Frau in der Rolle der Gertrud, kamen voll zu tragen.
Der Regisseur Johannes Gleim hat mit diesem 1907 uraufgeführten grandiosen, und leider viel zu selten gespielten Stück, eine Glanzleistung gebracht und es an den Zeitgeist angepasst.
„Gertrud“ ist bis zum 17.04.10 im Landestheater NÖ zu sehen.
Oh les beaux jours: Samuel Beckett. Rez.: I. Reichel
Ingrid Reichel EINE PARODIE ÜBER OPERETTE UND BOURGEOISIE
OH LES BEAUX JOURS / Glückliche Tage
Samuel Beckett In französischer Sprache mit deutschen Untertitel
Landestheater NÖ, Großes Haus
Österreich-Premiere: 28.01.10, 19.30 Uhr
Regie, Bühnenbild und Lichtkonzept: Robert Wilson
Dramaturgie: Ellen Hammer
Mit: Adriana Asti, Yann de Graval
Kostüme und Maske: Jacques Reynaud
Dauer: 1 Stunde 40 Minuten
Pause nach 55 Minuten
Originaltitel: Happy Days
Uraufführung: 17.09.1961, Cherry Lane Theatre, NY
Aus dem Englischen: Erika und Elmar Tophoven
Gastspiel einer Koproduktion von:
Change Performing Arts / Milan; Grand Théâtre de Luxembourg;
Spoleto52 Festival dei 2 Mondi und CRT Artificio, Milano
Premiere: 19.09.2008, Grand Théâtre de Luxemburg
Samuell Beckett ist einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Der in Dublin noch als Brite geborene irische Schriftsteller, lebte ab 1937 vorwiegend in Frankreich. Mit seinen stark reduziert inszenierten Theaterstücken revolutionierte er das moderne Theater. 1969 erhielt er den Literaturnobelpreis. Sein bekanntestes Werk ist „Warten auf Godot“. Beckett starb 1989 in Paris.
Der weltberühmte 1941 in Waco/ Texas geborene Regisseur Robert Wilson sieht die Aufgabe der Künstler, nicht nach Antworten zu suchen, sondern Fragen zu stellen. Mit seinen Fragen führte der Allroundkünstler Wilson das Theater in eine Welt des Experimentellen.
Der Franzose Yann de Graval, in der Rolle des Willie, wechselte vom klassischen Ballett 1988 zum Theater.
In der Rolle der Winnie, die italienische Diva Adriana Asti! Man will es nicht glauben, sie feiert am 30. April 2010 ihren 77. Geburtstag! In Anbetracht ihres Alters sei ihr, ihr starker italienischer Akzent in der französischen Aussprache verziehen. Ihre hohe schauspielerische Leistung bleibt davon unbeeinflusst.
Den Zweiakter „Glückliche Tage“ könnte man als Warten auf den Tod interpretieren. Es geht um das Ehepaar Winnie und Willie - wobei Willie nur eine Nebenrolle zukommt - das sich in der Monotonie ihres Alltags ihrer eigenen Vergänglichkeit bewusst wird.
Wilsons Inszenierung gleicht einem Gemälde. Der dünne weiße Bühnenvorhang wird flatternd mit bedrohlicher Musik weggefegt und sichtbar wird ein Berg, ein Vulkan, dessen Masse die Bühne füllt. Aus dem Krater ragt Winnie, von der Taille abwärts umhüllt, als ob das schwarze Lavagestein ihren vergeblich auf Fruchtbarkeit wartenden Schoß als Rock diene. Willie ist nur manchmal hinten am Fuße des Berges mit dem Rücken zum Publikum, in einem Ruderleiberl zu sehen. Meistens verkriecht er sich in ein Loch des Vulkans, doch mit dem Kopf voran bleibt er gerne stecken in diesem Eingang seiner vertrauten Höhle. Aus dem Schoß der Geborgenheit, dem Uterus gibt er grölende Geräusche von sich. Willie kann sich kaum artikulieren, klingt wie ein sterbendes Tier. „Der arme Willie, lange wird er es nicht mehr machen…“ sagt Winnie etwas zynisch zu sich selbst und feilt an ihren Nägeln, spricht von ihrer Frisur und von der Körperpflege. Mit Augenrollen und gekünstelten, abgehackten Gesten versucht sie sich attraktiv zu postieren. Sie wirkt wie eine Puppenfee, oder noch besser, wie eine dieser großen unbeweglichen Madonnenfiguren, die man bei den Prozessionen auf einem Gestell durch die Stadt trägt. Winnie ist in ihrer Unbeweglichkeit zur Erstarrtheit verdammt. Dementsprechend wirkt die Monotonie ihres unerfüllten Daseins teilweise depressiv auf sie. Alles was sie braucht, hat sie in ihrer Tasche aufbewahrt. Zahnbürste und –Zahnpasta, Revolver, was man eben so braucht um den Alltag zu bewältigen. Winnie ist der Natur ausgesetzt. Die blanke Sonne strahlt auf sie nieder, der schützende Sonnenschirm fängt Feuer, die Blitze schlagen neben ihr ein. Doch sie bleibt davon unberührt und spricht von einem herrlichen Tag. Der Count Down ihres Lebens wird zur Groteske. „Wenn du gehst, was werde ich ohne dich tun den ganzen Tag?“ fragt sich Winnie, die von Willie schon lange nichts mehr gehört hat. Man wartet auf die Eruption, auf den Schuss aus der ihr immer zur Hand liegenden Pistole. Wann wird dieser Vulkan von einer Frau endlich ausbrechen? Die Spannung wird schier unerträglich, wäre es kein Beckett, der seinen Zuschauern durch die Monotonie den Spiegel ihres Daseins präsentiert. Das warten auf den Tod. Das Leben – sinnlos!
Im zweiten Akt ist es endlich soweit. Winnies Oberbekleidung wirkt durch das Lichtdesign schwarz, und dann wiederum schimmert kurz ihr kleines Hütchen am Kopf knallig Rot. Sie ist im alten Stil der 50er Jahre gekleidet. „Oh, du hast dich kaum verändert…“ sagt Winnie zu Willie, der in seinem schwarzen Anzug gekleidet vorne auf der Bühne kniend auf den Händen gestützt, erscheint. Winnie spricht mit ihm wie zu Lebzeiten, sie macht zwischen Leben und Tod keinen Unterschied. Auch „die Schwerkraft ist nicht mehr dieselbe“. Die Tage und die Nächte werden immer kürzer, die Pausen ihres Redeflusses immer länger. Das Lächeln auf Winnies Gesicht verschwindet, als sie ihren letzten Gesang unterstützt von ihrer Spieldose summt: „Lippen schweigen, / ’s flüstern Geigen: / Hab mich lieb! / All die Schritte / Sagen bitte / Hab mich lieb! / Jeder Druck der Hände / Deutlich mir's beschrieb, / Er sagt klar: / 's ist wahr, 's ist wahr, / Du hast mich lieb!
So wie das Stück mit Franz Lehárs Operettentext aus der „Lustigen Witwe“ endet, so sehr ist es nicht nur für Winnie und ihrem frustrierten Ehefrauendasein zutreffend, sondern auch für die Menschen in unserem Land NÖ. Hatte doch das ehemalige Stadttheater und nunmehrige Landestheater NÖ zur Freude des lokalen Publikums einst viele Operetten aufgeführt.
Das Institut Français de Vienne proklamierte die Aufführung in St. Pölten auf seiner Homepage. Daher waren viele Franzosen und der französischen Sprache mächtige Besucher zu diesem Gastspiel des Grand Théâtre de Luxembourg in der NÖ Landeshauptstadt zu sehen. Dafür blieb das St. Pöltner Publikum großteils mit wenigen Ausnahmen aus, obwohl dem Stück durch das Laufband mit deutschem Untertitel leicht zu folgen gewesen wäre. Traurig, werden doch die Niederösterreicher und vor allem die St. Pöltner mittlerweile, laut Aufführungskritik im Standard online, um ihre Gastspiele beneidet.
Es seien einmal mehr Isabella Suppanz und ihr Team hervorgehoben, die unerschrocken noch immer dem eher ausschließlich zur leichten Muse tendierenden St. Pöltner Theaterpublikum auch zu intellektuellen Stücken heranzuführen wagen, und damit enorm zur kulturellen Bildung in NÖ beitragen.
Schade, dass sich die St. Pöltner dieses Meisterstück mit Meisterinszenierung entgehen haben lassen…
An das Landestheater: Bravo!
An den Regisseur Robert Wilson, an Adriana Asti und Yann de Graval abermals: BRAVO!
Kindersorgen: Dennis Kelly. Rez.: I. Reichel
Ingrid Reichel KONTROVERSEN
KINDERSORGEN
Dennis Kelly Landestheater NÖ, Theaterwerkstatt
Taking Care of Baby:
Uraufführung: 03.05.07 Birmingham Repertory Theatre
Deutsch von John Birke
Deutschsprachige Erstaufführung: 15.01.09 Theater Basel
Premiere: 23.01.10, 19.30 Uhr
Regie: Johannes Maile
Mit:
Antje Hochholdinger, Christine Jirku, Julia Schranz, Katharina von Harsdorf
Philipp Brammer, Klaus Haberl, Thomas Richter, Oliver Rosskopf, Hendrik Winkler
Bühne und Kostüme: Ilona Glöckel
Dauer: 1 Stunde 50 Minuten
Keine Pause
Der 1970 in London geborene britische Dramatiker Dennis Kelly schrieb mit „Taking Care of Baby“ einen unkonventionellen, gesellschaftskritischen Einakter über den moralischen und ethischen Werteverfall. Kelly spricht von einer kompromittierten Wahrheit, die sich in jüngster Zeit breitmache. Man zappt sich durchs Leben, von einem Fernsehkanal zum nächsten, von einer Schlagzeile zur anderen, immer auf der Spur nach Wahrheit. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, dass das Geschäft zur Befriedigung unserer Sensationsgier besser gedeiht als das mit der Wahrheit.
Anhand eines fiktiven Falls des Kindermordes beginnt der Autor das Experiment der Wahrheits- und Lügendifferenzierung am Publikum zu veranschaulichen. Das Stück ist in Fragmenten aufgebaut, und setzt sich aus polizeilichen Verhören, Gerichtsaussagen, Selbstreflexionen und Interviews zusammen. Eine wegen Kindsmord angeklagte junge Frau, ihr verzweifelter Ehemann und Kindsvater, ihre politisch ambitionierte Mutter und einer ihrer loyalen Mitarbeiter, ein durchaus respektabel erscheinender Gerichtspsychiater und seine Frau, ein Journalist und der recherchierende Autor selbst bilden die Figuren dieses Stücks. Aus Mangel an Beweisen wird die Kindsmutter von dem Verdacht freigesprochen.
Die Protagonistin Donna McAuliffe, gespielt von Julia Schranz, hatte zwei Kinder. Eine kleine Tochter, die vor ein paar Jahren auf dubiose Weise durch Erstickung den Tod fand, und einen kleinen Sohn, der nun ebenfalls auf ungeklärte Art verstarb. Nun sitzt sie vor Gericht und muss sich wegen Kindsmord verantworten. Wenn sie den Sohn ermordet hat, liegt es nicht nahe, dass sie auch die Tochter erstickt hat? Man stelle sich vor, es sterben einem hintereinander die Babys weg und man kann nichts dafür, die Gesellschaft verdächtigt einem aber die Kinder ermordet zu haben. Wirkt diese Frau gestört wegen des infamen Verdachts oder weil sie tatsächlich diese grauenhaften Taten begangen hat?
Hendrik Winkler, in der Rolle des Ehemanns und Vaters der verstorbenen Kinder Martin McAuliffe, hatte nur eine leichte emotionale Veränderung an seiner Frau gespürt, hält Donna für schuldig und wendet sich von ihr ab. Welche Versäumnisse könnte der introvertiert wirkende Ehemann in der familiären Situation verursacht haben? Ist er moralisch gesehen mitschuldig? Verhält er sich ethisch, wenn er zur Aufklärung nichts beitragen will, oder hat er etwas zu verbergen?
Die Mutter der Angeklagten, Antja Hochholdinger als Lynn Barrie ist eine Gemeindepolitikerin, die noch Großes vor sich hat. Mit viel Engagement und „mütterlicher Liebe“ schlachtet sie zunächst ihre politischen und medialen Beziehungen aus, um ihre Tochter aus der verhängnisvollen Situation zu befreien. Ihre tragische Biographie kommt schließlich voll zur Geltung, hatte sie doch schon einen Sohn verloren und nun auch noch ihre beiden Enkelkinder. Der Skandal ereignet sich mitten in der Wahlkampagne und erweist sich schließlich als förderlich für ihre politische Karriere. Tief in ihrem Innersten hält auch sie Donna für schuldig. Ist es die mütterliche Fürsorge, die sie um ihre Tochter kämpfen ließ oder war es ein gewagter Coup, um ihre politische Karriere zu retten?
Der etwas an Alkoholmissbrauch leidende Psychiater Dr. Millard, gespielt von Klaus Haberl, erkannte bei einer kurzen Einvernahme das Leeman-Keatley-Syndrom (LKS) an Donna. LKS, ein Syndrom welches er bei 34 anderen Frauen bereits diagnostiziert hatte. Beim LKS handelt es sich um ein Verhalten, welches vorwiegend bei jungen Müttern beobachtet wurde, die mit ihrer geschädigten Umwelt dermaßen mitfühlen, dass sie durch die Unerträglichkeit des gefühlten Mitleids den Menschen, den sie am meisten beschützen und lieben, von der bösen Welt befreien wollen und ihn folglich ermorden. Für Millards LKS Theorie gibt es jedoch keinerlei wissenschaftliche Beweise, und der Psychiater wird sich einer Untersuchung stellen müssen, bei der er seine Approbation verlieren könnte. Seine Frau, dargestellt von Christine Jirku, leidet jedoch unter den Ereignissen, da sie ihren Freundeskreis verloren hat. Die freundlichen aber kleinbürgerlichen Leute aus dem Dorf, in dem das Paar wohnt, haben für solche Skandale nichts übrig und stellen das Ehepaar Millard ins gesellschaftliche Out. Da kommen Mrs. Millard zunehmenst Zweifel um die Kompetenz ihres Gatten auf. Will sich Millard mit dem LKS nur profilieren, hat er am Ende das LKS erfunden, um wieder ins Rampenlicht zu rücken?
Dennis Kelly spielt mit dem Publikum. Es geht nicht um Wahrheitsfindung, denn die Wahrheit im Falle Donna, kennt nur Donna selbst. Hier geht es um Disziplinierung unserer Phantasie. Wir müssen lernen uns an Fakten zu halten, wir müssen lernen uns nicht von Geschichten hinreißen zu lassen, wir müssen lernen unsere Neugierde, die all zu gerne lüstern nach Sensation giert, zu beherrschen.
Kleine Anmerkung: Suchen Sie nicht nach dem LKS-Syndrom, es ist wie alles andere vom Autor frei erfunden…
Ein durchwegs zeitloses Thema, welches aber durch die allgegenwärtige Medienpräsenz als äußerst brisant gelten darf. Trotz hervorragender schauspielerischer Leistung jedes einzelnen Schauspielers des Ensembles des Landestheaters NÖ und einer durchaus interessanten Regie konnte das Stück jedoch nicht gänzlich das Publikum erreichen. Diskussionen während der Premierenfeier belegen dies. Äußerst kontroversiell wurde es aufgefasst. Die einen fanden es packend, die anderen konnten sich nicht identifizieren, fanden die Regie unausgereift und bemängelten das Timing. Manche meinten das Stück eigne sich nicht für die Bühne.
Einigkeit herrschte allerdings darüber, dass das Stück zu lange ist. In der Mitte der Aufführung machte sich ein Durchhänger bemerkbar. Zuschauer verloren die Konzentration und konnten oder wollten dem Stück nicht mehr folgen. Dies war daran zu erkennen, dass etliche Theaterbesucher Christine Jirku nicht als Mrs. Millard identifizierten. Ich selbst muss gestehen, dass ich beim Schreiben dieser Kritik bemerke, dass mir die Rolle des Brian entfallen ist.
Woran auch immer es wohl liegen mag, der Abend dieser Premiere endete so, wie es sich der Autor nicht besser wünschen könnte, in einer Debatte um „richtig“ oder „falsch“. Dabei ist es unerheblich, geht es doch um unsere Zweifel und wie wir Gewissheit erlangen können.
In diesem Sinne kann man zur Auswahl des Stückes nur gratulieren und dem Ensemble in diesem extrem schwierigen Stück Durchhaltevermögen für die Saison wünschen.
Meisterklasse: Terrence McNally. Rez.: I. Reichel
Ingrid Reichel HABEN SIE MUT?
MEISTERKLASSE
Terrence McNally Landestheater NÖ, Großes Haus
Gastspiel des Volkstheaters Wien
Master Class 1995
In Deutsch: Inge Greiffenhagen und Bettina Leoprechting
Premiere: 21.01.10, 19.30 Uhr
Regie: Arie Zinger
Musikalische Leitung: Ottakar Prochazka
Mit: Claudia Emà Camie, Abdul Candao, Andrea Eckert,
Ottokar Prochazka, Eva Steinsky
Bühne: John Lloyd Davies
Bilder: Arnulf Rainer
Kostüme: Birgit Hutter
Dauer: 2 Stunde 5 Minuten
Keine Pause
Zwei Stunden nonstop - ohne Pause - so steht es in der Ankündigung. Zwei Stunden ohne sich die Beine vertreten zu können, ohne zu trinken, ohne auf die Toilette gehen zu können … zwei Stunden vollste Konzentration? Ist das heute überhaupt noch möglich? Kann man dem Publikum so ein langes Stück überhaupt zumuten? Wer ist darauf noch vorbereitet in unserer schnelllebigen Zeit? Unsere Jugend wird nicht auf Ausdauer sondern auf Sprints vorbereitet. Und genau darum geht es auch in dieser Meisterklasse der sagenumwobenen Operndiva Maria Callas. Es geht um Disziplin, um Ausdauer, um Konzentration und um die Fähigkeit des Zuhörens. Und es geht um Leidenschaft und cojones, also um Mut. Wer nicht bereit ist alles von sich zu geben, hat auf der Bühne nichts verloren. Aber wie so oft, holt uns die Bühne in der Realität ein. Wer nicht mitfühlt, wird das Gefühl nicht umsetzen können, weder auf der Bühne noch im Leben.
Das 1996 mit dem Tony Award ausgezeichnete Stück Master Class, des 1939 in Florida geborenen amerikanischen Dramatikers Terrence MCNally, wurde 11 Jahre auf der Bühne des Volkstheaters Wien gespielt. Das Stück ist neben dem oben erwähnten gesellschaftskritischen Aspekt eine Aufarbeitung des Lebens der 1923 in New York geborenen und 1977 in Paris verstorbenen Cecilia Sophia Anna Maria Kalogeropoulos, bekannt unter den Namen Maria Callas. Ihre Eltern, griechische Einwanderer, ließen den Namen in Callas ändern. 1937 wurden sie geschieden. Maria Callas folgte ihrer Mutter und ihrer Schwester nach Athen, wo sie bei der berühmten spanischen Sopranistin Elvira de Hidalgo am Konservatorium in Athen Gesang studierte. 1949 heiratete sie den um 27 Jahre älteren italienischen Industriellen Giovanni Battista Meneghini und nahm die italienische Staatbürgerschaft an. Nachdem das Paar seit 1957 mit dem griechischen Ölmilliardär Aristoteles Onassis Kontakt unterhielt, gingen sie 1959 einer Einladung auf Onassis Luxusjacht „Christina“ ein. Ergebnis dieser Kreuzfahrt waren zwei gescheiterte Ehen. Doch Onassis heiratete Callas nicht, obwohl sie ihm die fehlende Klasse gab. Ihren letzten Auftritt gab sie 1965, steht im Programm des Landestheaters. 1966 heiratete Onassis eine andere Frau mit Stil: Jacqueline Kennedy, unterhielt jedoch weiterhin die Beziehung zur Diva aufrecht.
Mit nur 53 Jahren starb sie an einem Herzversagen. Nach ihrem Tod wurde angeblich eine 1960 in Mailand ausgestellte Geburtsurkunde eines Sohnes gefunden. Im Stück ist jedoch von Abtreibung die Rede.
Der Name Callas steht für Perfektionismus. Nicht für ihre Stimme alleine wurde ihre relative kurze Karriere zur Legende. Ihre Erscheinung und Wandlungsfähigkeit machten sie zur bedeutendsten Opernsängerin des italienischen Fachs des 20. Jahrhunderts.
Die renommierte österreichische Schauspielerin Andrea Eckert erweckt diese Wandlungsfähigkeit und Leidenschaft der Callas wieder zum Leben. 1971 – 1972 unterrichtete Maria Callas ausgewählte Meisterklassen an der Juillard School in New York. In diesem Stück wird auf diese Zeit eingegangen, als sie die Spitzenleistungen ihrer Stimme bereits verloren hatte, der Mann, den sie liebte für sie unerreicht blieb, die Welt ihr nicht mehr zu Füßen lag, die Einsamkeit sich bemerkbar machte, der Applaus nur mehr im Kopf nachhallte und gemeinsam mit der Musik sich zu einer Groteske vereinte. Auch wird auf die demütigenden Bedingungen, mit denen sich Schüler einer Meisterklasse plagen müssen, eingegangen. Die Allüren und die Egomanie eines Stars oder vielmehr eines verletzten Stars sind nicht leicht zu ertragen. Obwohl das Stück nur um die Figur der Callas aufgebaut ist, bedarf es einiger Mitspieler, die hier alleine ihres Live-Auftritts wegen, nicht unerwähnt bleiben sollen. Der musikalische Leiter des Stücks Ottokar Prochazka begleitete als Emmanuel „Manny“ Weinstock am Klavier die drei leidgeprüften „Schüler“: die beiden Sopransängerinnen Claudia Emà-Camié als Sophie de Palma und Eva Steinsky als Sharon Graham und den Tenor Abdul Candao als Anthony Candolino. Die Nebenrolle des Bühnenarbeiters spielte Jürgen Weisert.
Dennoch bleibt das Stück ein Ein-Personen-Stück mit musikalischer Umrahmung. Es liegt alleine an der überwältigenden schauspielerischen Leistung Andrea Eckerts, die dieses schwierige Stück am Leben erhält, das Publikum zum Zuhören zwingt, den Atem anhalten lässt, wie ein Schüler vor einer Respekt einflößenden Lehrerin, trotz ihres pädagogischen Versagens, die die harte Arbeitsauffassung und bedingungslose Lebensphilosophie der Callas in sich aufgesogen hat und förmlich in Aussehen, Gebärde und Ton in ihre Haut geschlüpft ist. Das karge Bühnenbild John Lloyd Davies’ mit zeitweiligen Hintergrundbildern rundet die tadellose Regiearbeit des 1952 in Tel-Aviv geborenen Arie Zingers ab.
Fazit: Zwei fesselnde Stunden ohne eine Sekunde Langeweile!
Hinweis: Ab 27.02.10 spielt Andrea Eckert im Landestheater NÖ die Rolle der Gertrud in „Gertrud“, Schauspiel in drei Akten von Hjalmar Söderberg.