Franz Stefan Kohl. Vernissage in der Artothek Krems. Eva Riebler-Übleis

Eva Riebler-ܜbleis
Von grauslich bis grauslich

Franz Stefan Kohl
in der Artothek Krems, Steiner Landstr. 3/II
Vernissage 26.9.15
Für die Litges war Eva Riebler-Übleis dabei
Zu sehen bis 7.2.16 Do-So 11-18 Uhr, auch an Feiertagen!

Wie die künstlerische Leiterin der Artothek Niederösterreich Frau Dr. Christiane Krejs bei der Eröffnung erwähnte, zählt die Kunst Franz  Stefan Kohls zur konkreten, konstruktiven Kunstrichtung.

Er hat sich mit beiden Richtungen beschäftigt und kann als beeinflusst von Josef Albers, das Bauhaus, Kandinsky oder Malewitsch und die theoretischen Schriften von Max Bill oder Theo van Doesburg  gelten.

Seine Bildkonzepte setzen sich mit der geometrischen Anordnung von Linien, Flächen und einer reduzierten Farbpalette auseinander. Er untersucht ein autonomes ungegenständliches Feld, das völlig auf Abbildung von realen Bildinhalten losgelöst ist.

Somit entsprechen seine Werke den Leitlinien der konzeptionellen konstruktiven Kunst, die da lauten:

„Das Kunstwerk muss im Geist vollständig konzipiert und gestaltet sein, bevor es ausgeführt wird. Es darf nichts von den formalen Gegebenheiten der Natur, der Sinne und der Gefühle enthalten. Wir wollen Lyrismus, Dramatik, Symbolik usf. ausschalten. Das Bild muss ausschließlich aus plastischen Elementen konstruiert werden, d. h. aus Flächen und Farben. Ein Bildelement hat keine andere Bedeutung als sich selbst“ schreibt Theo van Doesburg 1930 in einem Manifest bei der Gründung der Gruppe Art concrete.

Diese „Konkrete Kunst“ wurde nicht als "abstrakt" angesehen, da sie nichts in der materiellen Wirklichkeit Vorhandenes abstrahiert, sondern vom unmittelbaren Umgang mit den konkreten Bildmitteln Linie, Farbe, Fläche, Volumen und Raum ausgeht.

Die Werke der Ausstellung „Linie · Farbe · Bewegung“ erweitern diese Ideen und interpretieren sie neu. Für ihn ist die Linie formgebendes Element. Sie verbindet und trennt, sie definiert Zwischenräume, Flächen und Strukturen und kann zum bindenden Element mehrerer Ebenen werden. Seine Bildkompositionen bewegen sich von statisch-meditativen Flächen- und Rastersystemen über tänzelnd nervöse Zackenstrukturen bis hin zu  soundbasierten Patterns, die sich, wie Computercodes, flimmernd über die Leinwand legen. Durch deren Wiederholungen, Verschiebungen und Verdichtungen entsteht ein optischer „Sound“, der die enge Verbundenheit des Künstlers zur elektronischen und zeitgenössischen Musik reflektiert. Z.B. malt er zur Musik von Phillip Glass. Seine Bilder wirken dann wie Bar-Codes. Dem berühmten Konzipient der Computerstrichcodes, Josef Linschinger aus Traunkirchen, steht Kohl auch nahe.

Natürlich verlangt seine Denk- und Arbeitsweise das Konzeptionieren von  Wiederholung und Serie. Da er nicht mit Siebdruck oder anderen Druckverfahren arbeitet, sind seine Werke Unikate und äußerst zeitaufwändig in der Herstellung. Er arbeitet auf roher Leinwand streng geometrisch mittels Abkleben und freihändig mit dem Pinsel.

Christiane Krejs unterstreicht dies:

„Mit fast manischer Präzision und handwerklicher Perfektion setzt er in einem meditativen Akt Linie an Linie, Fläche an Fläche. Durch die scheinbar endlose und gleichförmige Repetition von nebeneinander gesetzten geometrischen Elementarformen, durch Verdichtungen, Dehnungen und Zerrungen entsteht das Gefühl eines Balanceakts zwischen kristalliner Klarheit,  monotoner Strenge, vibrierender Unruhe und dynamischer Veränderung.“

Franz Stefan Kohl, geb. 1959 in Tulln, war jahrelang in der Musikbranche als selbstständiger Unternehmer, Galeriebetreiber und als Gestalter von Radio Ö1-Sendungen tätig. Seit 1980 beschäftigt er sich mit Kunst, gründete 2002 die Galerie „tonArt“ als Schnittstelle zwischen Musik und bildender Kunst, die jungen KünstlerInnen die Begegnungen mit dem Kunstmarkt gab. 2004 wurde sie geschlossen.

Seit 2001 widmet er sich hauptsächlich der eigenen Malerei und stellte seine Werke sowohl in Österreich, als auch in der Schweiz aus.

Ein Katalog und ein Infoblatt liegen in der Artothek Krems/Stein auf. 

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