Ulrike Titelbach: Fragile Umarmungen

Eva Riebler

Ulrike Titelbach:
Fragile Umarmungen

Gedichte. Ill Evalie Wagner
Edition Offenes Feld
2021, 136 Seiten
ISBN 9783754351512

Ulrike Titelbach, geboren 1971, lebt, forscht und arbeitet in Wien, beschäftigte sich mit der Literaturwissenschaft. Seit 2017 veröffentlicht sie lyrische Texte und Prosa in diversen Literaturzeitschriften und Anthologien.
Ihr vorliegender Lyrikband bietet ein erfrischendes Eintauchen in das Thema Liebe. Oft sind es Selbstbeobachtungen, Hoffnungen und Fragen wie S. 72: OB DU DAS HERZ / mir brichst und / teilst und gibst / mir deine Hälfte. Der Partner gibt Halt und Lebenssinn: S. 110 . .. doch // hell dein Atem / wenn er meinen. streift / wunschlos den Tag entlang. Sie geht im Gleichklang mit ihm, schaut in die selbe Richtung, wenn sie sagt: EINSICHT. Dein Blick / und meiner. ohne / Unterschied der Augen.
Sie sieht NUR ihn und meint daher S. 70 … wenn du mir / was du dann siehst / auch bloß beschreibst // DANN SEHE ICH. NUR DICH.
Man kann in dieser fragilen Zeit nur hoffen, dass er stets ihr verlässlicher, liebender Partner bleibt und sie nicht aus diesem bereichernden Verhältnis gerissen wird. Denn sie weiß sehr wohl, dass die dargereichte Hand des Partners die Sorgen des Alltags zunichte macht. Immer wieder spürt der Leser im Ausklang ihrer Zeilen die Sehnsucht und die beschützende Lebens-Kraft des Geliebten.
Gerade in Zeiten des Aneinander-Vorbeiredens ist es die Nähe einer Person, die bereichert und fragile Momente kittet, sowie die Sprache, die klar etwas aufgreift, um es besser in den Griff zu bekommen.
Bei ihr kommt nicht immer Positives zur Sprache. Sie vertraut auf die Kraft der Reflexion. Viele aufgesammelte flüchtige Eindrücke bekommen in ihren Miniaturen philosophischen Charakter. Nichts ist unbedeutend, alles ist Ausdruck unserer Welt. Wenn der Flügel des Windrades die Flügel der Schwalbe zerreißt, so ist dies eine poetisch formulierte Anklage unserer Gedankenlosigkeit und Rohheit. Ulrike Titelbach versteht es in zarte schlichte und doch glasklare Poesie zu schmelzen, was sonst nicht gesehen werden würde.

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