eva riebler: Weltblick. Gedichte und Grafik

Hannes Vyoral

Selbstverständlichkeit und Frohsinn, Mostbirnbaum.

 

Eva Riebler, aus Niederösterreich und vor allem St. Pölten nicht wegzudenkende quirlige Autorin, Malerin und Grafikerin sowie Literaturvermittlerin – Herausgeberin, Organisatorin von Veranstaltungen, Jugendliteratur-Wettbewerben, Schreibwerkstätten – legt nach zwei Publikationen in den späten 1990ern mit „Weltblick. Texte und Grafiken“ nun ihr drittes Buch vor, in mehr als ansprechender Ausstattung (und Ausführung!) vom Verlagshaus Hernals ediert und mit Nachworten von Carl Aigner (zu den Bildern) und Elfriede Bruckmeier (zu den Gedichten) abgerundet.

Bei Eva Riebler steht nicht über jedem Text „Achtung! Hier kommt ein Gedicht …“, denn sie kommen, Seite für Seite, selbstverständlich und ganz und gar ungekünstelt. Eine Auswahl an Titeln ihrer Gedichte beschreibt, worum es geht: Um die „Weltsuppe“, in der sich so manches Haar finden lässt – „Frage“, „Überlegung“, „Einsicht“, „Illusion“, „Not“, „Fäuste und Feuer“, „ABC-Waffen“, „Die Welt sieht zu“ etwa drehen sich um den Überfall von Putin-Russland auf die Ukraine, Krieg allgemein, um Pandemie und „Lockdown“, um Klimakatastrophe und „Nachhaltigkeit“, kurz um die Reflexion diverser, gegenwärtig verharmlosend so genannter Krisen. Den inneren Widersprüchen folgend – „Ich suche nach dem Gleichgewicht / liebe jedoch das Ungleichgewicht“ – arbeitet sie auch bei den Texten durch Analysieren und Hinterfragen („Alles sorgfältig betrachten / umdrehen in Gedanken“) das Gegensätzliche heraus – „Die Pflicht aus der Lehre / Schlüsse zu ziehen / erledigt sich nicht mit / Augen zu und durch“ – und gelangt zum hilfreichen Schluss: „Die Liebe … / Sie sollte Gesetz sein / Wer das Gesetz befolgt / hat alles verstanden“.

Auch die Natur hat viel Trostreiches zu bieten, nicht nur im Rückgriff auf die Kindheit („hohes Gras wird zu Erinnerung“), und bildet eine zweite Textgruppe – „Die Natur führt“, „Gleichgültige Natur“ etcetera … „Mostbirnbaum“ ist für mich eines ihrer schönsten Gedichte in diesem – so und so! – an Bildern reichen Band.

„Alle Farben“! Natürlich, hier kommt – in einer dritten, kleineren Textgruppe – die bildende Künstlerin zu Wort, entsprechend einer Selbstauskunft unter dem Titel „Ich sammle Farben“ wieder geleitet von Selbstverständlichkeit und Frohsinn. Das macht glücklich … Folgen Sie der Künstlerin in diese geglückte Text-Bild-Ausstellung zwischen zwei Buchdeckeln!

 

 

 

Eva Riebler: Weltblick. Texte und Grafiken. Wien: Verlagshaus Hernals 2022, 120 Seiten. ISBN 978-3-903442-31-3

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