92/LitArena XI/Wettbewerbsbericht

Zu LITARENA XI, dem seit 2003 alle zwei Jahre stattfindenden deutschsprachigen Literaturwettbewerb der LitGes für AutorInnen unter 27 Jahren. Von Eva Riebler

Zuletzt war ich 2003 beim ersten Litarena-Bewerb zusammen mit Prof. Wolfgang Greisenegger (Univ. Prof. für Theaterwissenschaft, ehem. Rektor der Uni Wien und Dekan der Fakultät Human u. Sozialwissenschaften, sowie ehem. Präsident des PEN-Clubs Österreich) und Doris Kloimstein (Obfrau der Litges 1998 - 2003 sowie Gründerin der Zeitschrift „@cetera“ und des deutschsprachigen Wettbewerbes LitArena), Jurorin und widmete mich heuer gemeinsam mit der Autorin Sophie Reyer und dem Sprachkünstler Hermann Niklas wiederum der ehrenvollen
Aufgabe, die Einsendungen zu sichten und zu gewichten bzw. zu reihen.

Sophie Reyer stammt aus Wien und lebt in Wien, publiziert vor allem Gedichte seit 2005 und ist Master of Art in Komposition/Musiktheater und machte ebenfalls 2010 das Diplom „Szenisch Schreiben“, ist Doktor der Philosophie für Sprachkunst. Sie bekam den Literaturförderpreis der Stadt Graz und den Manuskripte-Förderungspreis.
Seit 2010 schreibt sie Theatertexte und studierte „Drehbuch und Filmregie“ an der Kunsthochschule für Medien in Köln. 2019 war sie auf der Shortlist für den Österreichischen Buchpreis. Zuletzt erschien “Clara und ihre Morde“, Emons Verlag. Sie ist Lehrbeauftragte an der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich.

Hermann Niklas wurde in Marbach an der kleinen Erlauf/NÖ geboren und lebt als freier Schriftsteller und Politischer Bildner mit seiner Familie in Wien. Er entwickelt Lesungskonzepte zwischen Vortrag, Performance und Theater. Er ist Sprecher von live poetry, Stummfilmüberschreibungen und literarischen Improvisationskonzerten.
Seit 2021 ist der Mitglied beim Berufsverband österr. SchreibpädagogInnen und leitet seit 2013 DICHTER RAN! (Sapere Aude – Verein für Politische Bildung). 2012-18 Mitglied und Leitung des Divine Musical Bureau. 2005 gründete er die WORTWERFT – Intermedialer Literaturverein, und 2004 die Plattform KUNSTWERFT – Verein zur Vernetzung von Künstlerinnen, gemeinsam mit Erwin Uhrmann und Moussa Kone. 2003 – 2008 war er Ensemblemitglied bei Schalldicht.

Eva Riebler stammt aus Steyr, maturierte in Linz und studierte Germanistik und Wirtschaftsgeografie in Salzburg. Unterrichtete von 1979 – 2013 an der HAK St. Pölten und ist seit 2003 Herausgeberin der Zeitschrift „etcetera“ und Obfrau der LitGes St.Pölten. Sie ist Bildende Künstlerin und stellte im In- und Ausland ihre Acrylarbeiten, Grafiken oder Skulpturen aus. 2022 kam ihr 3. Lyrikband mit Grafiken (Eisenradierungen) im Verlag Hernals heraus. Sie ist u. a. Mitglied des PEN International.

Über 140 Prosa- oder Lyriktexte aus der Ukraine, Schweiz, Österreich und vorrangig aus Deutschland waren zu sichten. Die Jüngste Literatin, Drewers Laura Anna ist noch keine 11 Jahre alt und schrieb im Märchenton über die Rettung unserer angeschlagenen Welt. Wenig überraschend, jedoch völlig neu seit es LitArena gibt, dass dieses Mal sich einige politisch engagierten, den Krieg in der Ukraine in all seiner Sinnlosigkeit und Zerstörungskraft thematisierten. Konträr dazu reflektierten viele Jüngere über gescheiterte Beziehungen, über Wärme und Geborgenheit.
Ich bevorzuge das Skizzenhafte und das Philosophische, sei es auch in den Alltag eingebunden sowie die Draufsicht auf die Dinge und Ereignisse – was ich dann im 2. platzierten Text von Sascha Bruch aus Wien fand. Ich liebe nicht nur das Skizzenhafte, sondern auch Lyrik. Auffallend war, dass Texte deutscher AutorInnen, jedoch niemals österreichischer, gekonnt in gereimter Lyrik entworfen wurden. Vielleicht ist dies auf andere Lehrpläne/ Vorgaben im Deutsch-Unterricht zurückzuführen.
So wie mit dem Tagebuchtag jegliche Kreativität zum Schreiben gefördert wird, so ist es mit diesem Jugendbewerb für Autoren und Autorinnen unter 27.
Das Schreiben ist stets ein Reflektieren, ein Abstand nehmen und mit neuem Anlauf Beginnen. Oft wird Larmoyantes beim dritten Anlauf mit einer großzügigen Prise Humor gewürzt – und schau: Schon ist der Text ohne Weinerlichkeit oder Bitterkeit akzeptabler geworden oder facettenreicher. Damit der Text in angenehmem Ton dahin brutzelt sind oft weniger Gefühl und weniger Adjektive notwendig.

Diese eingereichten Texte verlangen ja, anders als ein Tagebucheintrag, nach Öffentlichkeit.

Somit rauscht auch das politische Statement daher. Ja es soll rauschen und nicht eine versteckte Anklage sein! Somit gibt es auch sprachliche Qualitätskriterien und die Beachtung eines möglichen Interesses, das der Text beim Leser auslösen soll. Jedenfalls war es wirklich spannend und interessant in so zahlreichen guten Texten in die Innenschau zu gehen! Die Horizonterweiterung passierte bei mir als Jurorin und wird sicherlich auch bei Ihnen als Lesendem stattfinden!