60/Unentwegt/Lyrik: Konstantin Teske: Nächstes Jahr im Sommer u.a.

Konstantin Teske

Nächstes Jahr im Sommer

Da wird das Grobe überwunden sein,

da wird die Luft weich,

da wird – ich weiß – der Flieder blühn.

Da wird wieder greifbar

was mich aus der Fassung brachte,

da werde ich halten mit beiden Händen

mein Glück an der Gurgel.

Da wird vollbracht sein

was bisher ohne Anfang war; da werde ich

dich endlich küssen.

Da wird keine Traurigkeit mehr sein,

da werden die Fragen geklärt

und stetes Zirpen wird mir Beweis sein.

Eine Sehnsucht macht noch keinen Sommer

und schwer ist’s, alleine

ins Jetzt zu sehen

und immer wieder

dich,

Hoffnung, Geliebte an der Kippe,

zu ertragen.

 

Nah am Wasser

 

Ständig werde ich angewogt, zudringslichst beplätschert;

ein schwacher Stolz ist

mein Damm aus Sand.

Schon bin ich unterspült und bröckle,

schon bin ich aufgeweicht und falle in mich

 zusammen mit den Strömen.

 

Im Spiel

 

Du gibst den Ball an mich, ich laufe

anstatt zu warten, dass er mir ein Geheimnis verrate.

 

Der Fehlschlag

 

Das Leben hat mich wieder weit hinausgewagt,

mir geleuchtet mit den Abseitspfaden,

mich sehnen gemacht nach diesem Dorthin –

und mich dann prompt alleingelassen.

Boshaft, wer schelmisch dabei denkt:

Das Leben ist kein Trickbetrüger!

Denn jener leitet hintersinnig in die Irre, das Leben aber

vordergründig in die Weite.

In der Steppe lernt man durchzuatmen,

ganz zurückgeworfen auf dies Ein und Aus;

verstoßen mit Ausblick

auf den Horizont in allen Richtungen.

Der Rückweg dann durch Leere, die vibriert,

durch Nacht mit tausendfachem Leuchten;

manch totes Licht (Zeugnis der Vergangenheit) strahlt oben

wie

in mir.

Nun heißt es erlöschen lernen,

sich in dunklen Fleck verwandeln,

Platz zu machen für die Heimkehr, um,

neu angeordnet, sich wieder zu verlaufen.

Konstantin Teske
Geb. 1986 in St. Pölten, aufgewachsen in Mondsee/Oberösterreich,
lebt in Wien. 2006-2013: Studium der Philosophie und der
Vergleichenden Literaturwissenschaft in Wien seit 2007: Tätigkeit
als freiberuflicher Journalist seit 2013: Studienabbrecher der Philosophie
und der Vergleichenden Literaturwissenschaft.