91 / Hirn mit Ei / Prosa / Silke Gruber: Meine Freundinnen sagen, ich hätte mich längst trennen sollen

„Ein technischer Defekt“, sagt der Installateur, „da kann Ihre Frau gar nichts dafür.“ Er zwinkert dir zu. „Die Unschuld vom Land“, antwortest du und legst einen Arm um meine Schulter. Der Installateur grinst. Du grinst. Ich lächle und stelle mich darauf ein, dass du später Sex wollen wirst. Dein Arm ist schwer. Das Badezimmer ist klein. Zu klein für zwei erwachsene Männer und das Kind, das ich unter der Last deines Armes werde. Die Waschmaschine tut mir leid. Ich sehe ihr Innenleben zum ersten Mal und halte den Anblick kaum aus.
Du legst dich nackt zu mir. Es läuft wortlos, reibungslos: Vorspiel bis feucht genug, Stellungswechsel, Hauptteil. Siehst du, denke ich, es ist doch nichts dabei. Was ist es denn schon? Es ist in Wahrheit nichtig. Es ist nur mein Körper.
Es ist nur dein Körper. Es ist nur Sex. Es sind nur ein paar Minuten. Dazu sind Körper schließlich da. Was sind schon ein paar Minuten aufs Leben gesehen? – Nichtig. Für den Hausfrieden muss es eben manchmal sein. In Wahrheit sind es nur Körper. In Wahrheit ist es nichtig. Wie kindisch, sich zu weigern –
„Naja, verlernt hab ich es wenigstens nicht. Technisch einwandfrei“, sagst du trocken und wischst dir den Schwanz ab.
Die Waschmaschine schleudert, jetzt endlich wieder leiser.

Silke Gruber
Geb.1981, lebt mit ihren Kindern in Hall in Tirol, schreibt Kurzprosa, Lyrik, Slampoetry, Instagrampoetry (wand_lungen); Lehramtsstudium Deutsch und Psychologie/Philosophie; seit 2009 als Slampoetin unterwegs; Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien; Mitglied der Innsbrucker Lesebühne "Frau Herrmanns Katerstrophen 5000".