Der immer hungrige Fisch mag am liebsten das Glitzern auf der Wasseroberfläche, bevor er sie durchbricht, um eine Fliege zu fangen. Der Fisch mag am wenigsten, wenn es aus Kübeln regnet, und er nicht an die Oberfläche kann. Der Fisch fühlt sich wohl, wenn der Teich unberührt im Leeren schwebt und er den Blick auf den Himmel frei hat. Er zählt so gern Wolken.
[Wenn es regnet: Zuerst kleine Rinnsale, dann schnell die Fluten. In Pfützen springen, dann ein Hagelgewitter, Taugestrüpp. Die Augen klirren nach und die Hände sind kalt geworden vom Sammeln der polierten Steine im Fluss. Das Glitzern der Wassersprachen und das Geriebene der roten Ohren im Wind.]
Der Fisch treibt durch traurige Tage, er sieht das Kerzenlicht auf den Treppenböden, hört Möwengeschrei, Hupen, das Klappern von Absätzen, gleitet neben Kanufahrern und Ruderbooten, er hat es gern, wenn es tröpfelt, dann zählt er die tanzenden Wasserkreise, einmal hatte er einen Schwan starten gesehen, ein weißes Knattern im Himmel. Nach einem Wolkenbruch regnet es immer Licht.
[Mein zerfranstes Sein wird heil am Wasser, wenn ich tief tauche. Stürme der Möglichkeiten. Lagunengrüne Hoffnung. Ein Wellengebet steckt unausgesprochen in meinem Hals, Möwengejaul durchkämmt mein Haar, das Meer heilt alle Wunden. Die Weite bleibt mich beschirmend mein einziges Zelt.]
Wenn dem Fisch langweilig ist, schwimmt er von Brücke zu Brücke und gleitet durch die Schatten der Steine. Dann zählt er die Vorsprünge. Und manchmal auch die Jogger draußen, deren grelle Outfits seine Augen blenden. Der Fisch erschrickt über Kühlschränke, e-Bikes und anderen Müll, den die Menschen in den Fluss werfen und der aus dem graugrünen Schlamm leuchtet. Der Fisch kennt keine Tränen.

Britta Badura
Geb. 1980, ist Germanistin und Schriftstellerin, arbeitet als Schreibwerkstättenleiterin in Graz. Ihre Kurzprosa und Lyrik wurden in verschiedenen Literaturzeitschriften und Anthologien veröffentlicht und ist Mitglied der Grazer Autorinnen Autorenversammlung. Für Theater Quadrat macht sie die Öffentlichkeitsarbeit und gelegentlich Dramaturgie.