LitArena XI / Etcetera 92 / Prosa / Sidney Huber: Maske

Ich drehe durch. Die Sekunden. Verstreichen. Ich drehe durch. Ich lache. Und weine. Ich drehe durch. Wer ich bin. Habe ich vergessen. Ich spüre nur Schmerz. Tiefen Schmerz. Der mich auffrisst. Ich stehe da. Breche zusammen. Ich liege da. Kann nicht aufstehen. Die Energie fehlt. Ich drücke mich hoch. Falle tief. Die Tür. Sie klingelt. Ich drücke mich hoch. Stehe auf. Öffne. Menschen stehen dort und ich begrüße sie. Wir setzen uns gemeinsam hin und wir lachen und wir haben Spaß. Ich rede viel, mehr als die anderen und sie hören mir zu und hängen an meinen Lippen, während ich erzähle wie großartig mein Leben doch ist. Sie beneiden mich und sie wollen sein wie ich und sie gehen. Die Maske. Sie fällt. Ich drehe durch. Die Sekunden. Verstreichen. Ich drehe durch. Ich lache. Und weine. Ich drehe durch. Ein Anruf. Geht ein. Ich hebe die Maske auf und setze sie auf und setze mich auf. Ich antworte freudig und führe ein langes Gespräch und tue so, als ginge es mir gut. Der Anruf endet. Die Maske. Sie fällt. Der Kreis beginnt erneut. Er dreht sich. Und dreht sich. Ich renne. Und renne. Ein Hamster. Im Rad. Bis ich genug hab. Ich zerreiße die Maske. Ich rede. Und sie hören zu. Ich rede viel, mehr als die anderen und sie hören mir zu und hängen an meinen Lippen, während ich erzähle wie furchtbar mein Leben doch ist. Sie bemitleiden mich und sie sind froh, nicht zu sein wie ich. Die Maske. Sie ist zerstört. Ich drehe nicht durch. Die Sekunden. Verstreichen. Ich drehe nicht durch. Weder lache ich. Noch weine ich. Ich drehe nicht durch. Wer ich bin, das weiß ich. Ich spüre keinen Schmerz. Die Maske. Sie schmerzte.

 

Sidney Huber
Geb. 2006, aktuell besuche ich die Jahrgangstufe 1 und schreibe in meiner Freizeit gerne an Kurzgeschichten oder Romanen.
E-Mail: sidneyhuber@icloud.com