Gertraud Klemm : Erbsenzählen

Cornelia Stahl

Gertraud Klemm: 
Erbsenzählen 

Roman, Graz: Droschl-Verlag, 
2017, 160 Seiten
9783990590065 

 

Frauen- und Partnerschaftsprobleme. Gertraud Klemm stellt Partnerschafts-, Gleichstellungs- und Machtfragen zur Diskussion. Gesellschaftskritik klingt an, hätte aber noch mehr Intensität vertragen können.

Nach „Aberland“, „Herzmilch“ und „Muttergehäuse“ veröffentlichte Gertraud Klemm 2017 ihren neuen Roman „Erbsenzählen“. 

 

Sie bleibt bei den ihr vertrauten Themen: Da dreht sich alles um Frauen- und Partnerschaftsprobleme. Diesmal bleibt Windelnwechseln außen vor. Im Mittelpunkt steht Protagonistin Annika, die ihr Leben komplett umkrempeln und dem ewigen Karrierestreben eine Abfuhr erteilen will. Ausgerechnet in dieser Umbruchsituation fällt ihr Alfred vor die Füße, ein Kulturredakteur mit Waldhonigstimme, dem sie nicht widerstehen kann. No Problem! Wo ist der Haken?, fragt sich der Leser/die Leserin. Alfred ist doppelt so alt, könnte gut Annikas Vater sein. Für Tratsch ist wieder mal  gesorgt. Die „Neue“ des Kulturredakteurs wird von allen Seiten gemustert und beäugt. Beim Fußballmatch spürt Annika bissige Dialoge hinter vorgehaltener Hand und Blicke im Nacken. Unangemehme Sache, logisch! Schließlich ist es Alfred´s Sohn, den sie zum Match karrt, weil der Geliebte Termine auswärts wahrnehmen muss.  Annika´s Ärger steigert sich ins Unermessliche, sie reflektiert ihre Rolle, realisiert spät, auf was sie sich da eingelassen hat. Auch beim Elternabend muss sie nun einspringen und sich Vorträge anhören, wie man mit eigener Wut am besten umzugehen hat. Nervig! Als Alfred plötzlich einen Vorderwandinfarkt erleidet, gerät die Beziehung in eine Schieflage.  

Annika stellt Lebens- und Karrieremuster infrage, rebelliert jedoch nur leise. 

In zehn Kapiteln erzählt Gertraud Klemm mit feinem Gespür und ironischem Stil von den Unwägbarkeiten einer Beziehung. 

Cornelia Stahl 

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