Kerstin Fischer: Spiegelglut

Cornelia Stahl

Kerstin Fischer:
Spiegelglut.

Gedichte
Oberhausen: ATHENA Verlag,
Edition Exemplum
2023, 126 Seiten.
ISBN: 978-3-745511475

Farbig feurige Verse: „Fluchtendes Kontinuum“, ein feuerrotes Cover mit dem Bild der Salzburger Künstlerin Christine Pott-Schlager leuchtet uns auf dem vorliegenden Gedichtbandes „Spiegelglut“ entgegen und verweist auf den Inhalt: Auf die expressiven, feurigen und mitunter sinnlichen Verse, die Kerstin Fischer in ihrem neuen Gedichtband versammelt.
Unterteilt hat sie ihn in fünf Abschnitte und beginnt mit dem Kapitel: „Ein Ahnen von Mauerseglern“. Schon das Eingangsgedicht Am Fenster markiert den Sprachduktus der Autorin: ein mit Formen, Farben, Sinneseindrücke und (Sprach)bildern genährter Text:

Über dem Tag Sonnenlicht aus Blei.
Die Küche, eine Scherbe mit dicken Lippen (…)
Am salzigen Rand des Weges liegt ein schmutziger Hut.

Etwas Undefinierbares, nicht Greifbares, bleibt in der Schwebe. Unausgesprochen lauert es über den Dächern wie Mauersegler (in der Kapitelüberschrift), und spiegelt sich bereits in den Titel gebenden Überschriften der Gedichte, wie das folgende Beispiel zeigt (S.17):

Schattenkinder. Schwerelos
Die Schleife um mein Haus. Ultramarin.
Ich löse ihre Lizenz und sammle
gefrorene Schmetterlinge von den Stufen.

Die Autorin greift in ihrer Lyrik Daseinsmomente wie Leben und Tod auf. Sie thematisiert Momente zwischenmenschlicher Beziehungen sowie Leerstellen, die das Schweigen hervorbringt. Ihre Sprache bleibt vielschichtig und lässt Mehrfachdeutungen zu.
Kerstin Fischer, geboren 1965, studierte Germanistik und Geschichte an der Universität Bremen. Sie lebt als Schriftstellerin, Lyrikerin, Malerin in ihrem Lyrikatelier. Zahlreiche Veröffentlichungen, u.a.: etcetera. Zwischenzeit, Oktober 2020.

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