Egyd Gstättner: Die Familie des Teufels

Eva Riebler

Egyd Gstättner:
Die Familie des Teufels

Allein gegen die 
Literaturgeschichte
Picus Verlag
2018, 392 Seiten
ISBN: 978-3-7117-2070-2 

12 Erzählungen sind im neuesten Band des Kärntner Autors vereint. Er hat ausgiebigste Recherchen betrieben und Biografien in Teilen von literarischer Hätschelkindern (wie James Joyce, Autor des Ulysses, Arthur Conan Doyle, der Vater von Sherlock Holmes …) mit solchen eher unbekannterer Autoren (Unamuno) gemischt. Gestaffelt lässt er weitere literarische Figuren in die Welt eines der Autoren einziehen. Natürlich nicht langweilig biografisch, sondern verpackt in spannenden Zwiegesprächen, Gedankenströmen oder „Gschichten“!
So gut wie jeder hinterfragt das Leben als solches oder zumindest fragt er nach Werten und Unwerten. James Joyce lässt er z.B. körperlich schlichtweg faul sein und sich in jedem Zimmer ein Bett zum Dichten wünschen. Die  Ebene des Wertens und des persönlichen Kontaktes zum Lesenden, zur Leserin bedient Gstättner mittels seiner direkten Fragen: Liebe Leser „achtet immer darauf, ob in einem Dichtermuseum im Arbeitsraum ein Bett steht. Falls nicht, vergesst den Dichter! Der taugt nichts!“
Ja, Egyd Gstättner durchbricht stets die Handlungen seiner Roman- & Recherche-Figuren und somit holt er sich wohlwollende Rückendeckung und steht er nicht alleine gegen die Literaturgeschichte! Er lässt seine historischen Figuren & Literaten samt Kulissendetails in seiner Familie des Teufels lustwandeln oder untergehen. An Orten gefallen ihm Triest, Venedig, Rom oder Dublin usw. In der Universität von Salamanca, in die Gstättner auf einer Lesereise kam, hätte ihn selbst beinahe der Herztod ereilt. Er nimmt dies Gesschehen in seine literarische Verarbeitung auf und meint: „Mit 39 an einem Herzinfarkt in Salamanca sterben, wäre ein toller Abgang für einen jungen Schriftseteller: plötzlich, ungeheuerlich und schauerlich! Und exotisch! … Ein Popstartod! Kein elendes Dahinsischen und unsichtbares Zerfressenwerden und Vergessenwerden im Ausgedinge des Alters!”
Ja, Egyd Gstättner lebt und schreibt - und schreibt - gottseidank! Und so dürfen Sie dieses schauerliche exotische tolldreiste Werk genießen!

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