Egyd Gstättner: Ich bin Kaiser

Eva Riebler

Egyd Gstättner:
Ich bin Kaiser

Österreichische Erzählungen
Picus Wien, 2022
308 Seiten
ISBN 978-3-7117-2126-6

Wenn sich Egyd Gstättner zum 60er ein Werk schreibt, dann muss alles vorkommen, was absurd, kaiserlichköniglich, korrupt und abstrus österreichisch ist.
Gstättner hat immer schon „dem intellektuellen Establishment mit höchster Eleganz mitgeteilt, was für ein Trottelhaufen es ist“ S. 268. Vor allem ist er Beobachter in seiner Heimat Klagenfurt. Er ist sozusagen der Stadtschreiber Klagenfurts, der g`scheite Kasperl, der dem Krokodil, - sprich. Lindwurm – mit dem Kochlöffel eins auf`s Häupl haut. Leider nutz es nichts – oder gottseidank, denn sonst müsst er aufhören die Kasperliade zu beobachten und trefflich zu benennen!
Er liebt es mit scharfem Blick die Karrierelinge und Mächtigen des Staates als Marionetten und verängstigte Weicheier vorzuführen. Als Kaiser ist es ihm gestattet die Wahrheit zu sagen. Eigentlich ist er der historische barocke Hofnarr, der nun Kaiser spielen darf, denn den alten, papierenen Präsidenten der Republik hat der Tod ereilt.
Gstättner liebt fiktive Experimente wie dieses, da kann man ihm nichts anhaben, wenn er klar die Wahrheit sagt und Österreich im 21. Jahrhundert durch die monarchische Brille sieht. Schönbrunn hat ja noch alle monarchistischen Ingredienzen und die sind stabiler als die wechselnden Bundeskanzler und sonstigen demokratischen Politiker hierzulande.
Das Ränkespiel gepaart mit Unwissenheit und Dummheit zu Zeiten von Corona bietet ja ebenso guten satirischen Stoff und der Autor hat hier, wie er sagt, Stoff untergebracht, den er in keiner Kolummne untergebracht hätte. Übrigens sieht er sein Werk„ als satirische Rache am Geisteswissenschaftlsgeschwätz, das bis heute in höchsten gesellschaftlichen Ehren steht… S. 268: Eine furiose Abrechnung! Mit dem Finger auf der blutenden Wunde bleibt dem Leser das Lachen im Halse stecken. So zackig wie die Krone ist sein gnadenloses Mundwerk!

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