Franz Kafka: Ein Landarzt, Illustr. Kat Menschik

Eva Riebler

Franz Kafka:
Ein Landarzt.

Illustration von Kat Menschik
Galiani Berlin 2016
Kiepenheuer & Witsch.
3. Aufl. 2020
ISBN 978-3-86971-132-4

14 Erzählungen Kafkas, wie: Der neue Advokat, Ein Landarzt, Auf der Galerie, Ein altes Blatt, Vor dem Gesetz, Schakale und Araber, Ein Besuch im Bergwerk usw. – also auch durchaus Unbekanntes – ausgestattet mit jeweils 1-2 farbigen Illustrationen, sind es wert, gelesen zu werden. Sich malerisch an Kafka heranzuwagen, zeugt von großem Selbstvertrauen, noch dazu mit großem Selbstvertrauen an einen, der weder sich selbst noch jemand anderem vertraute.
Vor allem verwehrte sich ja Kafka vehement, auf oder in dem Band „Die Verwandlung” Gregor Samsa als Käfer abzubilden. Ein vorhandenes Abbild ist eindimensional, die Gedanken jedoch sind kreativer tätig.
Die Zeichnungen zu den „Elf Söhnen” sind winzig und skurril bis lachhaft. Auch Kafka lachte immer wieder, wenn er selber seine Texte zum Besten gab.
Die Malereien sind seitenfüllend, sehr bewegt und meist realistisch. Der Schakal wie der Araber z. B. blicken den Leser direkt an. So auch bei der Erzählung: Ein Landarzt, es schauen der kranke Junge mit vielen, vielen Maden und das unirdische Pferd realistisch hervor – kafkaesk also!
Menschik, wohnhaft in Berlin, ist eine ernsthafte Illustratorin, die sich die Motive und Malarten, Satz und Layout sehr wohl überlegt. 2014 wurde ihr gestaltetes Gartenbuch Der Goldene Grubber unter die schönsten Bücher des Jahres gewählt. Sie scheut vor keinen großen Autoren zurück, denn zeitgleich kam 2016 Shakespeares Romeo und Julia in ihrer Gestaltung heraus.
In diesem Sammelband kommt eine interessante Darstellung zur Geschichte vom Odradek vor, dem spulenartigen Wesen, dem nicht mal Kafka die Wortbedeutung nachweisen konnte. Das Wesen, einem Hausgeist ähnlich, steht – meine ich – schlicht für Kafka, für seine Art Beobachter zu sein oder zu lachen, „wie man es ohne Lungen hervorbringen kann. Es klingt etwa so, wie das Rascheln in gefallenen Blättern.” (S. 66)
Ein außergewöhnliches Werk mit einer geglückten Illustration als zweite Ebene!

Mehr Kritiken aus der Kategorie: